Kommentar:Es rumort hinter den Kulissen

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Die Mitarbeiter der Verwaltung sind es, die zu einem guten Teil die Ideen und Vorgaben aus den Gremien des Freisinger Stadtrats umsetzen. Sie haben darum Wertschätzung verdient

Von Kerstin Vogel

Die heile rosa Wölkchen-Welt des Freisinger Stadtrats hat eine Eintrübung erfahren. Während sich die Politiker aller Fraktionen für ihre konstruktive Konsenspolitik in Sachfragen feiern, sich über ein fertiges Schwimmbad und einen voranschreitenden Innenstadtausbau freuen und ja auch wirklich einiges an Fortschritt vorweisen können, steht es hinter den Kulissen offenbar nicht überall zum Besten: Die Stadtverwaltung findet nur noch mühsam Personal, der Fachkräftemangel betrifft längst nicht mehr nur den Bereich der Kinderpflege, die verbleibenden Mitarbeiter klagen über Überlastung, geringe Bezahlung und ein schlechtes Arbeitsklima.

Diese Mitarbeiter aber sind es, die zu einem guten Teil die Ideen und Vorgaben aus den Gremien des Freisinger Stadtrats umsetzen, ohne deren Beitrag der Erfolg undenkbar ist, ob es nun um den Bau eines großen Schwimmbades, einer millionenteuren Umgehungsstraße oder den Abruf von Fördersummen für die Sanierung der Altstadt und des Asamgebäudes geht. Keine Stadträtin, kein Stadtrat wird das abstreiten und deshalb kann es einfach nicht sein, dass in all dem "Höher-schneller-weiter" zwischen Westtangente und Moosach-Öffnung auch nur ein Mitarbeiter auf der Strecke bleibt, geschweige denn ganze Abteilungen - sei es, weil das Geld nicht für das Leben in der teuren Münchner Boomregion reicht, weil man wegen unbesetzter Stellen für zwei arbeiten muss oder weil in all dem Stress zwischenmenschliche Konflikte eskalieren.

Bei der Einschätzung von Mobbing-Vorwürfen, wie sie zuletzt zu hören waren, muss man sicher vorsichtig sein. Trotzdem muss derartigen Klagen nachgegangen, müssen möglicherweise Missverständnisse ausgeräumt werden, nötigenfalls von höchster Stelle, sprich: dem Oberbürgermeister. Gleichzeitig wären die Freisinger Stadträte wie auch der Personalrat und die "Chefs" in der Stadtverwaltung gut beraten, noch ein bisschen intensiver und mit mehr Nachdruck gemeinsam daran zu arbeiten, die ausgeschriebenen Stellen wieder so attraktiv zu machen, dass sich Interessenten dafür finden - und dass diese dann auch bleiben mögen. Neben einer generell besseren Bezahlung sind da der Verzicht auf Befristungen, flexiblere Arbeitsbedingungen und eine bessere Wertschätzung sicher gute Stichworte. Zu einer Verbesserung des Arbeitsklimas werden dann auch die Mitarbeiter sicher wieder gerne ihren Beitrag leisten.

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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