Kommentar:Erfolgreicher Export

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Das Freisinger Modell, frühzeitig einzugreifen, wenn Jugendliche auffällig werden, hat sich bewährt

Von Peter Becker

Jugendsozialarbeiter an Schulen sind keine lauten Menschen. Sie machen wenig Aufhebens um die wichtige Aufgabe, die sie erledigen. Das macht sie so beliebt bei ihrer Klientel: jungen verhaltensauffälligen Menschen, die vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben spüren, dass da jemand da ist, der sie und ihre Bedürfnisse ernst nimmt. Wenn es denn die eigenen Eltern schon nicht tun. Letzteres sollte nicht sein, kommt aber immer häufiger vor. Denn die Erwachsenen sind in der Boomregion damit beschäftigt, Geld für das Lebensnotwendigste zu verdienen und können sich weniger um die Erziehung ihrer Kinder kümmern.

Das mag vor 20 Jahren, als der erste Jugendsozialarbeiter an der Paul-Gerhardt-Schule in Freising seinen Dienst antrat, nicht so extrem gewesen sein. Darum ist es gut, dass der Landkreis mit einer Jubiläumsfeier daran erinnert, dass er damals Pionierarbeit geleistet hat. Es schließt sich sogar wundersamer Weise ein Kreis: Gabriela Lerch-Wolfrum hat als einstige Leiterin des Jugendamts das Konzept der Schulsozialarbeit mit entwickelt und später nach ganz Bayern exportiert. Als Mitarbeiterin des Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung hielt sie jetzt die Laudatio auf das erfolgreiche Projekt.

Der Landkreis hat die Schulsozialarbeit etabliert, ohne Aussicht auf finanzielle Zuwendungen zu haben. Er teilte sich die Kosten mit der Stadt Freising. So wie der Landkreis heute noch verfährt, wenn es gilt, in präventive Jugendarbeit zu investieren. Oft tut er es zähneknirschend, denn das wäre Aufgabe des Freistaats, der mit seinem Geld knausert. Aber die Kreisräte haben erkannt, dass es billiger ist, in präventive Sozialarbeit zu investieren. Teurer ist es, nicht einzugreifen, wenn ein Jugendlicher auffällig wird. Landet er am Ende in einem Heim, sind die Kosten viel höher.

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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