Es gibt in Freising wohl kaum jemanden, der sie noch nie gehört hat, diese Geschichten aus der Zeit, als es im Lindenkeller noch richtig wild zugegangen ist. Der Zeit, als die Jugend aus dem ganzen Landkreis und sogar aus dem fernen München auf den Lindenkeller-Berg pilgerte. Der damalige Pächter Klaus Hänel betrieb dort seine legendäre Disco - leider ohne über eine entsprechende Konzession zu verfügen, was der Sache schließlich ein Ende bereitete. Dafür konnte er es locker mit den Münchner Nachtclubs aufnehmen. Ja, es mag immer mal ein wenig laut gewesen sein da oben. Aber öde und langweilig war es wahrhaftig nie auf dem Lindenkeller-Berg.
Heute ist das anders. Es ist still geworden rund um die Kultstätte von einst. Und man muss schon fragen, wie es passieren konnte, dass der Lindenkellermythos derart in Vergessenheit geraten ist. Es gibt in ganz Freising wohl keinen besser gelegenen Platz für ein Lokal, einen zentralen Treffpunkt für Junge und Junggebliebene - und keinen mit einer vergleichbaren Historie, von der Neustifter Kultkneipe "Abseits" einmal abgesehen. Wer also hat den Lindenkeller auf dem Gewissen? Die Stadt mit ihren komplizierten Auflagen, die ruhesuchenden Anwohner, die planlosen Pächter oder doch die Bürger selbst - die spaßbefreiten Freisinger - die scheinbar verlernt haben, Feste so zu feiern, wie sie fallen?
All diese Diskussionen sind müßig und führen zu nichts. Genauso wenig wie das Aufwärmen alter Geschichten. Alle Beteiligten sollten deshalb endlich an einem Strang ziehen. Vor allem die Stadt Freising kommt bei der Neugestaltung des Pachtvertrages wohl nicht an weiteren Zugeständnissen vorbei. Sonst riskiert sie langfristig, auf dem Lindenkeller sitzen zu bleiben, den sie einst für zwölf Millionen Mark gekauft hat.