Kommentar:Eine Frage der Perspektive

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98,4 Millionen Euro für die Westtangente: Man wird nie erfahren, ob die Freisinger vor vier Jahren anders abgestimmt hätten

Von Kerstin Vogel

Nun ist die Zahl also erneut korrigiert worden: 98,4 Millionen Euro wird die Westtangente nach aktuellem Stand kosten - oder 95,76 Millionen, die Sicht darauf ist abhängig davon, ob zuvor Freisings "Mister Westtangente", Franz Piller, seine Gegenrechnung aufgemacht hat oder nicht. Der Tiefbauamtsleiter tut Derartiges stets mit Worten, die das gute alte Amtsdeutsch auf eine völlig neue Ebene der Verschwurbelung heben - die Übersetzung sagt ganz grob in etwa aus, dass es wohl auch Kostenerstattungen für einige Spartenleistungen gibt und man Grundstücke gekauft hat, die am Ende für die Umgehungsstraße selber gar nicht benötigt werden und ins städtische Grundvermögen übergehen. Deren zu erwartender Wertzuwachs wiederum sei gegen die gestiegenen Baukosten zu rechnen, findet man bei der Stadtverwaltung.

Das alles ändert freilich nichts an der Tatsache, dass sich die Kosten für die Westtangente langsam aber sicher der 100-Millionen-Euro-Grenze nähern - und das ist genau die Summe, die von den Gegnern des Mammutprojekts 2013, im Jahr des Bürgerentscheids zum Bau der Umgehung, prophezeit worden war. Klar, dass ÖDP-Stadtrat Ulrich Vogl und Grünen-Kollege Sebastian Habermeyer das am Montag im Finanzausschuss nicht unerwähnt lassen konnten - netterweise fast frei von Häme und nicht ohne Piller auch ihren Respekt für sein hervorragendes Baustellen-Management auszusprechen.

Man wird naturgemäß nie erfahren, ob die Freisinger vor vier Jahren anders abgestimmt hätten, wäre damals statt 85,6 Millionen die Zahl 100 genannt worden - und letztlich ist es müßig, darüber zu spekulieren. Denn der Bau der Umgehungsstraße ist einerseits unumkehrbar und dann muss ja auch nicht die gesamte Summe von der Stadt Freising gezahlt werden. Ihr Anteil hat sich durch die jüngsten Kostensteigerungen von zuletzt 18 auf nun geschätzt 18,8 Millionen Euro erhöht. 800 000 Euro? Das klingt schon nicht mehr ganz so schlimm, wären da nicht immer auch diese anderen Diskussionen - wie etwa am Montag um die von der ÖDP beantragte Schaffung einer Stelle für einen Fahrradbeauftragten für Freising. Die nämlich ist einigen Stadträten offenbar trotz zugesicherter Förderung immer noch zu teuer . . .

© SZ vom 22.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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