Die Stadt Freising scheint davon überrumpelt zu sein, dass das Abseits-Gebäude auf einer Liste des Denkmalschutzes steht. Anders ist die Bestürzung nicht zu interpretieren, mit der Pressesprecherin Christl Steinhart auf diese Nachricht reagiert. Es ist in dem Verfahren zwar offenkundig noch einiges in der Schwebe, doch die Worte der Denkmalschützerin Dorothee Ott lassen keinen Zweifel daran, dass das Gasthaus zu den erhaltenswerten Gebäuden in Freising gehört. Es ist nicht marode, müsste also nicht zwingend abgerissen werden.
Dies allerdings steht zu befürchten, denn der Besitzer möchte das vor etwa 250 Jahren gebaute Haus einer anderen Widmung zuführen oder es gar abreißen lassen. Getreu der Maxime, die vor 50 Jahren schon in Freising herrschte. "Weg mit dem alten Glump. Das taugt sowieso nichts mehr!" Mag sein, dass es eines gewissen Aufwandes bedarf, das Gebäude in einen akzeptablen Zustand zu versetzen, um es dann weiter als Wirtschaft zu betreiben. Das "Abseits" oder "Deutsche Haus", wie es früher geheißen hat, war jedoch ein Stück Identität der ehemals selbständigen Gemeinde Neustift. Hier trafen sich in ihrer spärlichen Freizeit die Arbeiter und Handwerker zum geselligen Beisammensein bei Bier, Brotzeiten und zum Kegeln. Die Freisinger rümpften über diese "Habenichtse" indes gerne die Nase.
Wer das Wirtshaus abreißen will, der beraubt Neustift eines Stückes seiner Geschichte. Das Viertel dort ist gewachsen, wer etwas aus dessen Ensemble herausnimmt, beschädigt dessen idyllisches Erscheinungsbild. Doch Neustift bleibt wohl ebenfalls nicht von dem Trend verschont, alte gewachsene Bausubstanz durch moderne gesichtslose Wohnhäuser zu ersetzen. Dies ist einer der unangenehmen Nebeneffekte, die eine Wachstumsregion, wie Freising es ist, billigend in Kauf nimmt, um Wohnraum zu schaffen.