Kommentar:Ein Grund zum Feiern

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Warum das Bündnis "Aufgemuckt" durchaus einige Erfolge zu verzeichnen hat

Von Johann Kirchberger

Seit zehn Jahren kämpfen die Anrainer des Flughafens nun bereits gegen den Bau einer dritten Start- und Landebahn. Zehn Jahre Kampf, zehn Jahre Hoffen und Bangen um die Zukunft, um die Heimat - und das aus gutem Grund. Die dritte Bahn würde nicht nur die zu Freising gehörende Ortschaft Attaching unbewohnbar machen, die dort landenden und startenden Flugzeuge würden auch den Süden von Lerchenfeld, das Seilerbrückl, Vötting, Hohenbachern, Kranzberg, Allershausen, Fahrenzhausen und einige Gemeinden mehr sowie im Osten Berglern, Eitting, Langenpreising und Wartenberg mit Lärm und Abgasen überziehen. Weit mehr als dies schon jetzt geschieht. Kein Wunder also, wenn sich die Menschen dagegen wehren.

In diesen zehn Jahren hat die Flughafen GmbH die Planung erstellt, die Regierung von Oberbayern hat ein Raumordnungs- und ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt und positiv abgeschlossen. Die Betroffenen haben dagegen eindrucksvoll demonstriert, in München, in Freising, auf dem Flughafengelände und anderswo. Sie haben immer wieder um die Unterstützung der Politiker gebeten, bis auf die CSU haben sie mittlerweile alle Parteien für sich gewonnen. Sie haben Aktionen durchgeführt, haben Sonntag für Sonntag Lichterzeichen-Märsche veranstaltet, haben immer wieder Zigtausende von Unterschriften gesammelt, sind durch ganz Bayern mit Lärmmaschinen gereist. Sie haben fast ohnmächtig den Prozess vor dem Verwaltungsgerichtshof verfolgt, in dem die Richter ihre Argumente vom Tisch gewischt haben, sie haben miterlebt, wie die Landtagsmehrheit 82 000 Unterschriften gegen den Bau ignoriert hat. Und trotzdem. Die Menschen haben nicht aufgehört zu kämpfen, sie kämpfen weiter. Gegen Größenwahn, gegen Wachstum um jeden Preis, gegen Profitgier, gegen falsche Prognosen. Denn noch ist nichts verloren.

Zum einen hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig noch nicht endgültig entschieden, zum anderen gehen die Flugbewegungen im Erdinger Moos noch immer zurück, wodurch der Bedarf für eine dritte Startbahn nicht gegeben ist. Das große Faustpfand der Startbahngegner aber ist der Bürgerentscheid, mit dem sich die Münchner mit Mehrheit gegen den Bau einer weiteren Bahn entschieden haben. Alle Parteien im Stadtrat haben zugesagt, sich an diese Entscheidung zu halten, und ohne die Stadt München können Freistaat und Bund, kann die Flughafen GmbH nicht bauen.

Es gibt also durchaus einen Grund am Samstag auf dem Attachinger Sportplatz auch einmal zu feiern. Denn auch wenn das Damoklesschwert weiter über Freising und der Region schwebt, zehn Jahre Widerstand waren nicht umsonst. In diesen zehn Jahren mussten die Startbahngegner zwar so manche Niederlage einstecken, aber es gab auch Erfolge. Sie machen Mut nicht aufzugeben und weiter zu kämpfen - für Heimat und Recht, für Klima und Natur.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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