Kommentar:Die Zukunft ist schon da

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Den Nachwuchs anständig und früh auf die digitale Welt vorzubereiten, das sollte eine der wichtigsten Aufgaben der modernen Schule sein

von Nadja Tausche

Die Diskussion im Kulturausschuss war kurz, aber sie hatte es in sich. Soll man Grund- und Mittelschulen digital besser ausstatten oder sind Grundschüler für technische Geräte noch zu jung? Die Aussagen von manchen Ausschussmitgliedern klangen, als sei der digitale Fortschritt eine gefährliche Macht, vor der man Kinder so lange wie möglich schützen müsse. Gefahren entstehen durch Handy und Co. durchaus. Aber genau deshalb müssen Kinder lernen, wie man einen Virenschutz installiert, dass jeder Verbrecher der Welt ihnen auf Facebook schreiben kann und dass Google nur deshalb umsonst ist, weil man mit seinen Daten bezahlt.

Die Kinder hängen sowieso am Handy. Den Nachwuchs anständig und früh auf die digitale Welt vorzubereiten, das sollte darum eine der wichtigsten Aufgaben der modernen Schule sein. Gleichzeitig verbessert moderne Technik den Unterricht an sich. Der Beamer ersetzt den alten Overhead-Projektor, die digitale Tafel den lästigen Tafeldienst. Oder ein Lehrer lässt die Schüler mit einer Lernapp arbeiten - das passiere auch heute schon, erzählte Johannes Bauer von der zuständigen Projektgruppe.

Einige Einwände aus dem Ausschuss müssen die Stadt und die Schulen wohl durchaus klären. Etwa die Frage von Monika Schwind, wie viele digitale schwarze Bretter Schüler brauchen, die noch nicht einmal lesen können. Auch der Einwand von Peter Warlimont ist wichtig: Fördert man soziale Ungleichheit, wenn Schüler Handy und iPad selbst mitbringen sollen und sozial schwache Familien da nicht mithalten können? Oder ist es Verschwendung, als Schule die bei den Bessergestellten sowieso vorhandenen Geräte noch einmal anzuschaffen?

Das digitale Konzept ist aber grundsätzlich ein notwendiger Schritt, das sahen auch viele im Ausschuss so. Die Digitalisierung ist kein "Fetisch", wie Warlimont es nennt, sie ist auch nicht die Zukunft. Digitalisierung ist die Gegenwart - hoffentlich bald auch an den Freisinger Schulen.

© SZ vom 11.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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