Kommentar:Die Grenzen im Kopf abbauen

Lesezeit: 1 min

Bei Europa geht es um viel mehr als um Regelungen für Salatgurken

Ein Kommentar von Birgit Goormann-Prugger

Ach ja, das Europaparlament in Brüssel. Das ist doch so weit weg, kostet nur viel Geld und die Abgeordneten dort befassen sich mit so unwichtigen Dingen wie der Qualitätsverordnung für Salatgurken. Und dafür soll man am 26. Mai zur Wahl gehen? Ja, denn Europa ist viel mehr als das. Nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg mit Millionen Toten war ein einiges Europa, friedlich, mit offenen Grenzen, noch ein Traum. Jetzt ist das fast selbstverständlich.

Die Älteren mögen sich noch daran erinnern, wie es war in einem Europa mit geschlossenen Grenzen und verschiedenen Währungen. Für die Jüngeren ist das kaum noch vorstellbar. Wenn darum Jugendliche auch im Landkreis Freising erkennen, wie wichtig diese Europawahl ist, dann macht das Hoffnung. Am 9. Mai um 18.30 Uhr beispielsweise veranstalten der Kreisjugendring, das Jugendzentrum Vis à Vis und der Jugendstadtrat eine Fish-Bowl-Diskussion mit den Kandidaten der Europawahl.

Die Jugendlichen, die sich mit solchen Veranstaltungen für Europa engagieren, haben erkannt, was der Freisinger Kandidat für das Europa-Parlament, Reinhard von Wittken (Grüne), im SZ-Interview sagt: "Vieles, was wir für sicher hielten, gerät unter Beschuss: der respektvolle Umgang miteinander, die Freiheit, in der wir leben" - und er hat Recht mit seinen mahnenden Worten.

Die Bürger im Landkreis Freising sollten darum am 26. Mai auf jeden Fall von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Eine schlechte Wahlbeteiligung würde nur den nationalistischen Gruppen in die Hände spielen, die die Idee eines geeinten Europas anzweifeln, die Unzufriedenheit und diffuse Ängste vor dem Fremden für ihre Zwecke nutzen.

Europa ist überdies auch schon längst im Landkreis Freising verankert, EU-Fördergelder stecken in vielen Projekten, auch wenn man das nicht immer gleich sieht. So ist zum Beispiel der Bau des Isarstegs-Nord, der 2015 eröffnet worden ist, mit 756 000 Euro aus dem Leader-Förderprogramm der Europäischen Union unterstützt worden. Und wie junge Menschen aus ganz Europa über Kulturprojekte miteinander in Kontakt kommen und sich so besser kennenlernen können, das zeigt das europäische Künstleraustauschprogramm im Freisinger Schafhof, das seit 2005 läuft. So kann man auch die Grenzen im Kopf abbauen, die einen daran hindern, sich auf etwas Unbekanntes einzulassen.

© SZ vom 18.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: