Kommentar:Die ganze Region ist gefragt

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Die Stadt Freising allein kann die Probleme auf dem Wohnungsmarkt nicht lösen

Von Kerstin Vogel

So sicher wie alle Jahre wieder das Weihnachtsfest näher rückt, so zuverlässig wird den Stadträten alljährlich der Wohnungsvergabebericht des Freisinger Amts für soziale Angelegenheiten "zur Kenntnis" gegeben. Dieser belegt dann stets in unschöner Deutlichkeit, wie groß das Problem mit der Herbergssuche im Freisinger Hier und Jetzt tatsächlich ist: Wer wenig verdient, wohlmöglich sogar von Sozialleistungen abhängig ist, der findet auf dem freien Wohnungsmarkt keine Bleibe, weil es immer einen Besserverdiener vor ihm auf der Liste gibt.

Öffentlich geförderte Wohnungen aber sind rar - und auch wenn die Stadt Freising ihr möglichstes tut, hier über Sanierungen und sogar Neubauten Abhilfe zu schaffen: Sie kann mit der steigenden Nachfrage nicht Schritt halten und wird es in Zukunft noch weniger können - dann nämlich, wenn die anerkannten Asylbewerber ebenfalls einen Platz zum Leben brauchen. Die Ausweisung immer neuer Baugebiete hilft bei alledem nur bedingt, auch weil die Ressource Boden endlich ist, zumal in Freising, wo im Norden der Bannwald und im Süden der expansionshungrige Münchner Flughafen deutliche Barrieren bilden. Auch die Nachverdichtung wird an räumliche Grenzen stoßen.

Was bleibt, ist einmal mehr die Erkenntnis, dass die Stadt Freising alleine wohl auf verlorenem Posten kämpft. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum muss in den kommenden Jahren in der gesamten Region ganz oben auf der Agenda stehen. Immer. Die umliegenden Gemeinden müssen bei der Ausweisung neuer Baugebiete darauf bestehen, dass zumindest auf einem Teil der Fläche geförderte Wohnformen entstehen, die Gemeinden müssen, wo es möglich ist, wieder verstärkt selber als Bauherren auftreten - und: Jede Entscheidung, die das ungebremste Wachstum rund um den Münchner Flughafen weiter befördert, muss in Zukunft auch unter dem Aspekt der Folgelasten für den Wohnungsmarkt betrachtet werden. Auch am Flughafen selber.

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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