Kommentar:Bürokratie hemmt Modellprojekte

Beschlüsse zur Energiewende könnten zur Makulatur werden

Von Petra Schnirch

Es ist die richtige Entscheidung, auf ein innovatives Wärmenetz im Allershausener Neubaugebiet Eggenberger Feld-Süd zu verzichten. Es ist aber schade, dass die Verantwortlichen aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen sind, diesen Schritt zu gehen. Denn es sind genau solche Projekte, die es jetzt bräuchte, um auszuloten, wie die Energieversorgung der Zukunft aussehen könnte.

Die Gemeinde Allershausen hat Mut bewiesen, weil sie das Vorhaben gemeinsam mit der Bürger-Energie-Genossenschaft angehen wollte. Sie war damit weiter als viele Politiker auf Landes- und Bundesebene oder Vertreter der Energieversorger. Für das Wärmenetz 4.0 mit eigener Stromversorgung, wie es in Allershausen ursprünglich geplant war, hätte der Betreiber, die Wärme- und Stromnetze Allershausen GmbH, bei damals geschätzten Kosten von 2,3 Millionen Euro mit einem stattlichen Innovations-Zuschuss von fast einer Million Euro rechnen können. Doch was hilft es, wenn eine solche Förderung in Aussicht gestellt wird, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen und ein autarkes Stromnetz für eine ganze Siedlung rechtlich gar nicht umsetzbar ist? Für eine abgespeckte, günstigere Variante dieses Wärmenetzes hätte Allershausen gar keine Förderung mehr erhalten.

In der Boomregion München wird derzeit überall gebaut. Gerade bei Neubauten sollten fossile Energien kein Thema mehr sein. Bei Bestandsimmobilien gerade in Städten ist ein Umrüsten schwieriger. Innovative Wärmenetze für ganze Wohngebiete könnten da entscheidende Fortschritte bringen. Dafür aber braucht es Modellprojekte, die entsprechend unterstützt und nicht durch bürokratische Hindernisse blockiert werden. Und dies muss schnell gehen - sonst sind die ganzen Beschlüsse zur Energiewende hierzulande nichts als Makulatur.

© SZ vom 08.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: