Kommentar:Bitte elitär bleiben

Lesezeit: 1 min

Die Verwandlung des Künstlerhauses Schafhof in einen Streichelzoo oder etwas ähnlich Banales wäre ein Verlust für Freising und den Bezirk

Von Peter Becker

Aufregend ist es, sich mit einem Nachtsichtgerät vor Augen durch ein dunkles Tonnengewölbe zu tasten. Plötzlich flackert ein Infrarot-Video auf mit Szenen aus dem syrischen Bürgerkrieg. Der Bulgare Petko Dourmanas hat diese Bilder vor zwei Jahren im Schafhof, dem Europäischen Künstlerhaus des Bezirks in Freising, in Szene gesetzt. Zugegeben, diese beklemmende Art von Kunst ist nicht jedermanns Sache. Es muss auch nicht immer Hardcore sein: Die Holografien, die jüngst im Schafhof zu sehen waren, lieferten faszinierende Bilder.

Dem wollen die Freien Wähler im Bezirkstag nun ein Ende bereiten. Zu teuer, zu elitär, so die Kritik am Schafhof-Konzept. Statt futuristischer Ausstellungen, wie es sie in dieser Art oft nur in Metropolen wie New York oder London zu sehen gibt, wollten sie schon vor Jahren einen Streichelzoo installieren. Vorwitzige Kitzlein und wiederkäuende Schafe, die dem ehrwürdigen Gebäude einst seinen Namen verliehen, sollten Besucher anlocken. Dazu würden vielleicht noch Hühner gackern - ganz verabschiedet hat man sich von dieser Idee offenbar nicht.

Ob das mehr Leute dazu animieren würde, den Hügel zum Schafhof zu erklimmen, ist fraglich. Schon das Bauernmuseum, dass dort in den Neunzigerjahren residierte, musste mangels Interesse geschlossen werden. Familien mit Kindern braucht der Schafhof nicht extra anzulocken. Schon jetzt tummeln sich die Kleinen auf dem Freigelände oder im Gebäude, während ihnen die Eltern bei Kaffee und Kuchen zusehen.

Die Verwandlung des Künstlerhauses in einen Streichelzoo oder etwas ähnlich Banales wäre ein Verlust für Freising und den Bezirk. Gerade osteuropäische Künstler, die dort ausstellen, verlassen ausgetretene Pfade und regen die Fantasie an. Kultur bleibt ein Zuschussbetrieb, da nehmen sich 454 000 Euro Miese pro Jahr bescheiden aus. Besser sollte sich der Bezirk Gedanken machen, wie er auf dem Schafhof Einnahmen generieren kann, um das Defizit zu mindern.

© SZ vom 26.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: