Kommentar:Bemerkenswertes Desinteresse

Die Stadt versucht, vorausschauend zu planen, doch viele Eltern ziehen nicht mit

Von Petra Schnirch

Irgendwie ist das alles ziemlich verrückt. Da heißt es, junge Mütter sollen nach einer Kinderpause möglichst bald wieder arbeiten, sie würden in der Wirtschaft ja so dringend gebraucht. Auch für die Frauen selbst ist es ratsam, auf eigenen Füßen zu stehen, da Familien heutzutage nicht selten auseinanderbrechen. Beim Ausbau der Kinderbetreuung hat es zwar immense Fortschritte gegeben. Noch immer aber bestehen große Hürden, die sich nur mit hohem Kraftaufwand aus dem Weg räumen lassen.

Die Stadt Freising hat in den vergangenen Jahren sehr viel für junge Eltern getan. Dennoch: Frauen (und manchmal auch Männer), die keinen Nine-to-five-Job haben, leben in einem Schwebezustand zwischen Hetze und Improvisation. Eine Kinderbetreuung über 17 Uhr hinaus ist in Freising nach wie vor ein Problem - vor allem weil die Kitas nicht genügend Personal finden. Tagesmütter wiederum haben Schwierigkeiten, bezahlbare Wohnungen und verständnisvolle Vermieter zu finden.

Nun aber legen ausgerechnet die Eltern selbst der Stadt zusätzlich Steine in den Weg. Anstatt den Fragebogen aus dem Rathaus zur Kinderbetreuung zu beantworten, zeigen viele ein bemerkenswertes Desinteresse an der weiteren Entwicklung. Dabei liegt auf der Hand: Nur wenn die Stadt frühzeitig absehen kann, wie viele Kita-Plätze in den kommenden Jahren voraussichtlich gebraucht werden, kann sie rechtzeitig reagieren. Eltern sollten deshalb nicht nur über die - zugegebenermaßen schwierige - Situation schimpfen, sondern auch den in diesem Fall durchaus zumutbaren Beitrag leisten. Über einen Fragebogen-Rücklauf von knapp 42 Prozent kann man eigentlich nur den Kopf schütteln.

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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