Kommentar:Alte Keller sind ein Kulturgut

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Ohne Tiefgarage wird es wohl nicht gehen, wenn man das Gelände auf dem die alte Chemiefrik steht, bebauen will. Die ältesten und interessanten Teile der Kellergewölbe dort aus den Jahren 1830 bis 1864 sollten dennoch erhalten werden

Von Petra Schnirch

Dem Stadtbild kann es nur gut tun, wenn die ungepflegten Gebäude der alten Chemiefabrik an der Freisinger Klebelstraße endlich verschwinden. In dieser exponierten Lage in Altstadtnähe drängt es sich geradezu auf, dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Doch neue Bewohner, das bedeutet auch immer: noch mehr Autos. So unansehnlich der Bereich über der Erde ist, so interessant sind die unterirdischen Hinterlassenschaften der ehemaligen Aktienbrauerei.

Die Projektstudie des Architekturbüros Ebe-Ausfelder-Partner hat ein Konzept für eine relativ lockere Bebauung entwickelt, neben drei Mehrfamilienhäusern sind dort mehrere Stadtvillen vorgesehen. Ohne Tiefgarage wird es dennoch nicht gehen, die ältesten und interessanten Teile der Kellergewölbe aus den Jahren 1830 bis 1864 sollen, so die Absichtserklärung der Stadt, erhalten werden. Dass dies wirklich gelingt, dafür sollten die Freisinger kämpfen. Auch die Eigentümer sind hier in der - moralischen - Pflicht. Handelt es sich doch um das Kulturgut einer Stadt, die auf ihre Geschichte als Hochburg der Brauer so stolz ist.

Ziel muss zudem eine Öffnung von Teilen der Gewölbe sein. Einer Bierstadt stünden Themen-Führungen in den alten Kellern gut zu Gesicht. Sogar ein Sudhaus ist noch vorhanden. Wie groß das Interesse auch der Freisinger an ihrer Unterwelt ist, haben einzelne Aktionen, beispielsweise im Lindenkeller, bewiesen. Andere Städte haben es geschafft, dass ihre unterirdischen Geheimnisse zur touristischen Attraktion geworden sind. Daran sollte sich auch Freising orientieren.

Was keines Fall noch einmal passieren darf: Dass erst alle Beteiligten unisono beteuern, die Keller würden in jedem Fall erhalten. Zumindest beim Peterkeller waren diese Zusagen im Vorfeld nichts wert. Trotz aller Proteste kam zum Schluss der Bagger und schüttete das alte Gewölbe einfach zu. Nach den Erfahrungen auf der Baustelle neben dem Peterhof werden die Freisinger diesmal vermutlich ganz genau hinschauen, was an der Klebelstraße geschieht - und das ist gut so.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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