Kommentar:Aberwitziges Weltbild

Ein Auftritt gerät völlig daneben. Das haben die anderen Autoren nicht verdient

Von Florian Beck

Drei junge Autorinnen und Autoren haben bei der "Weiter im Text"-Veranstaltung des Kulturvereins "Modern Studio" beeindruckende Kostproben ihres Können abgegeben. Schade nur, dass man das über den vierten und letzten Künstler des Abends, Dionyso di Kinski, so nicht sagen konnte. Der sich möglicherweise selbst ein wenig überschätzende Schauspieler und Autor mit dem absurd anmutenden Künstlernamen verlas zunächst zwei imposante Gedichte namens "Selbstermächtigung" und "Lied der Freiheit", auf welche dann ein ganz und gar daneben geratener, beleidigender Text über Bundeskanzlerin Angela Merkel folgte.

Ergänzt wurde dieses letzte Gedicht durch di Kinskis harsche und völlig fehlplatzierte Kritik am angeblichen "Schuldkult", der "den Tod der Deutschen [...] erzwingen" würde. Damit stellte der mit seinen 35 Jahren für das Format ohnehin eigentlich zu alte Schauspieler nicht nur eindrucksvoll seine aberwitzige Weltsicht zur Schau, sondern brachte den Abend bedauerlicherweise zu einem Ende mit bitterem Beigeschmack. Er schaffte es, durch sein rechtsnational anmutendes und völlig geschmackloses Werk leider, die herausragenden Leistungen seiner Vorredner in den Hintergrund zu rücken - und das hatten die jungen Leute nun ganz und gar nicht verdient.

© SZ vom 15.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: