Kommentar:18 Jahre Stillstand

Lesezeit: 1 min

Auf moderne Ansätze, wie das Radfahren gefördert werden kann, hat man in Eching bisher vergeblich gewartet

Von Klaus Bachhuber

Als es in der Gemeinderatsdebatte am Dienstag ziemlich viel um Fahrradfahren gegangen war, schmollte irgendwann Georg Bartl (CSU), "aber man kann doch wirklich nicht sagen, dass in Eching nichts getan wurde fürs Radlfahren". Doch, Herr Bartl, das kann man definitiv.

Wenn Neubaugebiete ausgewiesen wurden, plante Eching irgendwo Alibi-Radlwege - und ansonsten fuhr Bürgermeister Josef Riemensberger (CSU) mit dem Rad ins Rathaus und sagte bei jeder Bürgerversammlung, man möge doch bitte zum Semmeln holen das Auto stehen lassen. Das wurde in Eching in den vergangenen 18 Jahren fürs Radlfahren getan. Moderne Ansätze, in einer Gemeinde, die am Verkehr erstickt, das Fahrrad als Alternative aufzudrängen, waren völlige Fehlanzeige: keine Aktionen, keine Symbole, keine Maßnahmen pro Radfahrer wie bessere Abstellplätze, Überdachungen, Beschilderungen, Fahrradstraßen. Vor der Hauptstraße als Problem jeglichen Radverkehrs wurde schulterzuckend resigniert - der Bürgermeister weiß ja, wie er mit dem Rad dort durchkommt. Vor zwei Jahren hat das Ortsnachrichtenblatt Echinger Forum mit dem Appell "Eching radelt" eine Initiative gestartet, die am Rathaus abperlte. Vergangenes Jahr legte die Privatinitiative "Was uns bewegt" nach - keine Resonanz im Gemeinderat.

Jetzt gerade wird endlich umgesteuert. Neu-Gemeinderat Leon Eckert (Grüne) tritt seit 2014 für das ignorierte Thema "Radfahren" dermaßen in die Pedale, dass er die Debatte endlich belebt und mehr bewegt als der Bürgermeister in 18 Jahren. Und wo auch die Nordallianz immer regelmäßiger über Radkonzepte, Schnellwege und überörtliche Verbindungen berät, schnappt dann auch Eching mal was auf. Bis zu einem Umdenken ist es freilich noch weit. Aber bitte, mahnte Christoph Gürtner (FWG), dass Radlfahren in den Visionen von Eckert & Co gar den Vorrang vor dem Auto haben solle, das gehe schon wirklich zu weit. Ja, um den Erhalt des Autoverkehrs muss sich ein Echinger Gemeinderat sicher ganz besonders sorgen.

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: