Kirche:Verwalter für die Pfarrer

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Professionelle Helfer sollen die Geistlichen entlasten. (Foto: Patrick Pleul, dpa)

Das Erzbistum München und Freising will professionelle Helfer einstellen, um die Geistlichen zu entlasten. Die gewonnene Zeit sollen diese in ihre eigentliche Kernaufgabe, die Seelsorge in den Gemeinden, stecken

Von Gudrun Regelein, Freising

Anstatt sich um ihre Gläubigen zu kümmern, müssen immer mehr Pfarrer ihre Zeit in Verwaltungstätigkeiten oder Managementaufgaben stecken. Viele Pfarrer klagen über Arbeitsüberlastung und Stress. Ein Grund dafür ist die Zusammenlegung der Pfarreien zu Pfarrverbänden. Darauf hat das Erzbistum München und Freising nun reagiert: Es will seinen Seelsorgern hauptamtliche Verwaltungsleiter zur Seite stellen. Zunächst sind 67 Stellen genehmigt, bis zu 100 seien aber denkbar. Die Kosten werden sich auf etwa vier Millionen Euro im Jahr belaufen.

Im Landkreis gibt es 46 Pfarreien, die zum Teil in 15 Pfarrverbänden zusammengeschlossen sind, 16 Priester sind für 85 000 Gläubige zuständig, sagt Ursula Hinterberger, Pressesprecherin des Erzbischöflichen Ordinariats. Wie viele Verwalter hier aber einmal eingesetzt werden, ist nicht bekannt. Derzeit können die Pfarreien ihren Bedarf an das Ordinariat melden - von September an sollen die ersten Verwaltungsleiter die Seelsorger entlasten. Ein Verwalter in Vollzeit werde für zwei bis drei Pfarreien oder Pfarrverbände zuständig sein. Pro 1000 Katholiken können 1,5 Arbeitsstunden geltend gemacht werden. Eine Pfarrei mit beispielsweise 12 000 Mitgliedern könnte also 18 Arbeitsstunden eines Verwaltungsleiters beanspruchen.

Pfarrer Peter Lederer von der Pfarrei St. Georg hat bereits einen Antrag gestellt: Er ist im Pfarrverband St. Korbinian für drei Pfarreien und 12 000 Gläubige zuständig. "Das ist viel", sagt er. "Um eine Unterstützung wäre ich sehr dankbar." Die Verwaltungsaufgaben seien immer umfangreicher geworden. Die staatlichen Vorgaben - beispielsweise zum Thema Sicherheit - und die Gesetzeslage differenzierter geworden. So müsse die Pfarrei sogar die Räum- und Streupflicht und die verwendeten Putzmittel dokumentieren. Oder es müssten Sicherheitsbegehungen auf dem Turm der Kirche gemacht werden, schildert Peter Lederer. "Das alles kostet mich viel Zeit." Zeit, die er lieber für seine Kernaufgabe, die Seelsorge, hätte.

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(Foto: Marco Einfeldt)

Pfarrer Stephan Rauscher ist für Attenkirchen und Nandlstadt zuständig.

Pfarrer Peter Lederer von der Pfarrei St. Georg betreut drei Pfarreien.

Pfarrer Axel Windecker von der Pfarrei St. Lantpert betreut 6500 Katholiken.

Das hätte auch Pfarrer Axel Windecker von der Pfarrei St. Lantpert gerne. Dennoch werde er keinen Antrag stellen, sagt er. "Ich bin in der glücklichen Lage, eine Einzelpfarrei zu haben - auch wenn ich die Filialen Attaching und Eittingermoos mit betreue." St. Lantpert habe mit knapp 6500 Katholiken nicht die Zahl, dass ein Verwaltungsleiter in Frage käme; die Personalausstattung - ihn unterstützen ein Pastoralreferent und eine Gemeindereferentin - sei ausreichend. Dennoch habe auch für ihn der Verwaltungsaufwand in den letzten Jahren zugenommen, schildert Windecker. Unter anderem wegen des Datenschutzes, aber auch wegen der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche und der daraus resultierenden Selbstauskunftserklärung aller Mitarbeiter, die nun ein polizeiliches Führungszeugnis bräuchten. Das alles bedeute einen "irre großen Zeitaufwand", sagt der Pfarrer. Gerade die Pfarrverbände bräuchten deshalb Unterstützung. "Denn es ist schade, wenn Priester Verwaltungsaufgaben übernehmen müssen, für die sie nur mäßig ausgebildet sind und deshalb der Seelsorge nicht so viel Zeit einräumen können, wie sie es gerne würden."

Pfarrer Stephan Rauscher ist für zwei Pfarrverbände zuständig - den Pfarrverband Attenkirchen und den Pfarrverband Nandlstadt. Insgesamt sechs Pfarreien und zwölf Filialen mit etwa 7000 Gläubigen zählen dazu. Er wird auf jeden Fall einen Antrag stellen, "das ist sinnvoll". Derzeit müsse er sich intensiv mit der Renovierung verschiedener Kirchen beschäftigen, unter anderem die in Nandlstadt und in Wolfersdorf, berichtet er. Dabei gehe es nicht nur um viel Geld, sondern Anträge müssten gestellt werden. Bauexperte sei er aber eigentlich keiner. "Ich wollte nicht Pfarrer werden, um Kirchen zu erhalten, sondern um bei den Menschen zu sein", sagt Rauscher. Er sehe seine eigentliche Aufgabe in der seelsorglichen Begleitung, dafür bleibe aber immer weniger Zeit.

© SZ vom 09.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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