Kirchbergers Woche:Wählen und gewinnen

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Von Freisinger Bären und Bärenmarken

Kolumne von Johann Kirchberger

Es werden zwar noch ein paar Jahre vergehen, bis die Umbauarbeiten in der Freisinger Innenstadt samt der Sanierung des Asamgebäudes abgeschlossen sind. Aber schon jetzt macht man sich im Stadtrat Gedanken darüber, wie die Besucher der schönen neuen Innenstadt einmal durch die Hauptstraße befördert werden sollen, sofern sie nicht zu Fuß gehen wollen oder können. Wie bisher große Busse durch die Fußgängerzone zu schicken, von dieser Idee scheint man langsam abzulassen. Erst jüngst hat Bürgermeisterin Eva Bönig erklärt, dass man sich von dem bestehenden Bussystem verabschieden müsse.

Was aber dann? Kleine Busse? Eine Art Straßenbahn? Ein Fahrradverleihsystem, Rikschas? Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass in München laut darüber nachgedacht wird, eine Seilbahn als festen Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs zu installieren. Eine Machbarkeitsstudie wurde bereits in Auftrag gegeben.

Machbar wäre eine Schwebebahn vielleicht auch in Freising. Aber ob die zweckmäßig ist, das muss - wie bei so vielen anderen Verkehrsprojekten auch - in Zweifel gezogen werden. Wie dem auch sei, das künftige Verkehrssystem in der Freisinger Innenstadt ist ein wunderbares Thema, über das im kommenden Kommunalwahlkampf - 2020 werden ein neuer Oberbürgermeister und ein neuer Stadtrat gewählt - vortrefflich diskutiert, fantasiert und gestritten werden kann.

In einer solch verfahrenen Situation helfen manchmal Gebete, so wie es die Freisinger im Jahre 769 gemacht haben. Damals, etwa 40 Jahre nach dem Tod des heiligen Korbinian, beteten sie 30 Tage lang. Danach setzte sich die Erkenntnis durch, dass ihr einstiger Bischof nicht länger, wie von ihm noch zu Lebzeiten verfügt, in Südtirol bestattet sein möchte, sondern seine Gebeine sich zurücksehnten in den Freisinger Dom. Vermutlich war da der Heilige Geist mit im Spiel, aber das weiß man heute nicht mehr so genau.

Weil man nichts Genaues nicht weiß, werden ja auch so manche anderen schönen Geschichten in Zweifel gezogen. Etwa, ob der heilige Korbinian dereinst tatsächlich einen wilden Bären gezähmt und ihn sein Gepäck hat tragen lassen. Noch ein wenig unwahrscheinlicher ist, dass der Bär den Weg nach Rom anschließend mit einem Radl zurückgelegt hat.

Gleichwohl beginnt an diesem Samstag auf Initiative einer Agenda-Gruppe und des Vereins "Aktive City" eine Radlaktion, bei der Einkaufsfahrten mit dem Rad mit Gewinnen belohnt werden. Genauer gesagt, es gibt in den teilnehmenden Geschäften Sammelmarken, die einen radelnden Freisinger Bären zeigen. Übrigens ist diese Aktion der zweite Teil des Freisinger Radlsommers. Der fällt allerdings in den Herbst und endet am 14. Oktober. Am Tag der Landtagswahl. Was wiederum die Vermutung nahelegt, dass es an diesem Sonntag auch in den Wahllokalen Sammelmarken gibt. Also hinradeln, wählen, Bärenmarken abholen und gewinnen. Ob nach Schließung der Wahllokale wieder alle politischen Parteien zu den Gewinnern gehören, wird man sehen. Früher war das einmal so, aber heutzutage kann man sich ja auf nichts mehr verlassen.

© SZ vom 15.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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