Kirchbergers Woche:Vorfreude ist die schönste Freude

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Träumen dürfen die Freisinger von der Moosach-Öffnung schon mal, wann das Vorhaben finanziert werden kann, ist offen

Von Johann Kirchberger

Wie schön es einmal werden wird oder zumindest werden könnte in ihrer Innenstadt, das können sich die Freisinger schon einmal anschauen. Der Verein "Aktive City" hat in der Oberen Hauptstraße einen Laden angemietet und daraus - ganz in der Sprache der neuen Zeit - einen Pop-Up-Store gemacht. Das heißt, man kann reingehen, Pläne und Zeichnungen ansehen, manchmal auch mit einem reden, der weiß, was Sache ist, und seinen Kommentar abgeben. Sogar Vorschläge, wie alles noch schöner werden könnte, kann man entwickeln. FDP-Stadträtin Anna-Maria Sahlmüller reicht der Pop-Up-Store übrigens nicht. Sie will auch noch auf die Straße pinseln lassen, wo genau die einmal geöffnete Moosach verlaufen soll. Danach fragen, wann die schöne Innenstadtkonzeption in die Tat umgesetzt sein wird, sollten die Freisinger lieber nicht. Denn der Verein samt City-Manager ist zwar rührig, verfügt aber nicht über hellseherische Fähigkeiten. Schließlich sind die anstehenden Aufgaben der Stadt vielfältig und alles, was angepackt werden soll, ist teuer.

Manches wird sogar immer noch teurer. So hat FW-Stadtrat Richard Grimm erzählt, dass für das Schulzentrum im Steinpark eher 60 statt 40 Millionen Euro notwendig sein werden, die Sanierung des Asam-Trakts, bisher mit 45 Millionen veranschlagt, wird nach Einschätzung der SPD wohl 60 bis 70 Millionen kosten und ob die Westtangente tatsächlich für 91 Millionen gebaut werden kann, glaubt schon lange keiner mehr. Dazu kommt, dass der Bau von Sozialwohnungen schon bald als vordringliche Aufgabe auf der Agenda stehen wird. Was bleibt da, wenn der Goldesel seinen Dienst verweigert? Irgendwelche Projekte wohl oder übel zu verschieben. Die Schule wird dringend benötigt, der Asam-Trakt stürzt ein, wenn nichts gemacht wird und die Westtangente ist im Bau. Aber der Umbau der Innenstadt samt Moosachöffnung - das ist ein Vorhaben, das nur allzu leicht geschoben werden könnte und, wenn nicht alles täuscht, wohl auch wird. Einen entsprechenden Vorstoß hat SPD-Stadtrat Helmut Weinzierl schon einmal gemacht. Schließlich kommt er mit seinem Radl noch immer prima durch die Innenstadt, auch wenn das Pflaster alt und die Straßen nicht niveaugleich ausgebaut sind, und so richtig gemütlich wird es auch nach dem Umbau in Freisings guter Stube nicht werden. Dafür sorgen schon die großen Busse, die sich jetzt und wohl auch später durch den Fußgängerbereich schieben.

Allerdings soll man die Hoffnung nie aufgeben, dass sich etwas bessert. So hat die Stadt darauf aufmerksam gemacht, dass von März an die Neupflasterung der Heiliggeistgasse Auswirkungen auf den Busverkehr haben wird; wenn danach in der Hauptstraße gegraben und gepflastert wird, müssen die Busse wohl erneut die Innenstadt umfahren. Und bis alles fertig ist, haben sich die Freisinger womöglich daran gewöhnt, nicht mehr mit Bussen durch das Zentrum schaukeln zu können. Auf den schönen Planskizzen - siehe Pop-Up-Store - sind übrigens im Bereich des Marienplatzes nur Radfahrer und Fußgänger zu sehen. Keine Autos, keine Busse. Flanieren auf höhengleich ausgebauten Straßen ohne Durchgangsverkehr steht da. Vielleicht in fünf, zehn oder zwanzig Jahren könnte dieser Traum wahr werden. So lange müssen sich die Freisinger an den Bildern satt sehen, die der Verein "Aktive City" in wechselnden Läden präsentiert. Vorfreude ist die schönste Freude heißt es in einem alten Weihnachtslied.

© SZ vom 30.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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