Kirchbergers Woche:Von Managern und Beauftragten

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Eine Kolumne von Johann Kirchberger

Kolumne Von Johann Kirchberger

Beim Sonntagsstammtisch des Bayerischen Fernsehens unter der Leitung von Helmut Markwort im Wirtshaus vom Dahoam-is-Dahoam-Lansing berichten die Teilnehmer stets darüber, was sie in der vergangenen Woche besonders gefreut und geärgert hat. Einer der Stammtischler ist Wolfgang Heckl, der Direktor des Deutschen Museums. Der hat vergangene Woche selbst für Ärger gesorgt, zumindest bei den Menschen rund um den Münchner Flughafen. Die dritte Startbahn hätte schon längst gebaut werden müssen, echauffierte er sich in Anwesenheit von Markus Söder, "weil wir eine zukünftige Entwicklung brauchen". Aha. Da nickte dann auch der Noch-Aufsichtsratsvorsitzende der FMG zustimmend, denn anders als der Regionalflughafen Nürnberg sei der Flughafen im Erdinger Moos Bayerns Tor zur Welt. Das ist er allerdings jetzt schon, mit nur zwei Startbahnen. Was wohl auch Heckl so sieht, weil er unseren Flughafen kurz danach als den besten in ganz Europa lobte. Aber vielleicht darf er ja ein Modell der dritten Startbahn schon bald in seinem Deutschen Museum für die Nachwelt aufbewahren. Damit er auch eine Freude hat. Museumsreif sind die Pläne schon längst.

Dauerhaften Ärger löst nicht ganz unerwartet der Bau der Freisinger Westtangente aus. Vor allem bei den Vöttingern, die bis zur Fertigstellung im Jahre 2020 unter Dreck und Lärm zu leiden haben. Aber auch die Kosten für das Mammutprojekt steigen ständig. War man 1995 noch von 65 Millionen ausgegangen, hatte OB Dieter Thalhammer 2012 schon von 76,6 Millionen Euro gesprochen. Inzwischen nun ist man bei 98,4 Millionen. Jede Wette, dass im Frühjahr die 100-Millionen-Schallmauer durchbrochen wird. Als Kritiker der Westtangente einst eine solche Preisentwicklung vorhersagten, wurden sie verlacht und beschimpft. Mal sehen, wie die Endabrechnung aussieht.

Wenn die Steuerquellen sprudeln, weckt das naturgemäß Begehrlichkeiten. So wurde heuer vehement die Einstellung eines Fair-Trade-Koordinators gefordert. Das aber hat der Stadtrat mit knapper Mehrheit abgelehnt, zum Ärger von Stadtrat Jürgen Maguhn (Grüne) sowie des "Fairen Forums", das daraufhin sogar mit seiner Auflösung gedroht hat. Mehr Erfolg hatte die ÖDP mit ihrem Wunsch, einen städtischen Fahrradbeauftragten einzustellen. Der soll sich für nachhaltige Mobilität einsetzen. Was genau darunter zu verstehen ist, und was so ein Beauftragter machen soll, außer durch die Stadt zu radeln, weiß man zwar noch nicht so recht. Aber eingestellt wird er, schon weil es dafür einen zeitlich befristeten Zuschuss gibt und weil sich das gut macht, wenn man Radlstadt werden will. Eine Klimaschutzmanagerin, die in der Bevölkerung das Bewusstsein für Klimaschutz stärken soll, gibt es schon seit einem Jahr. Einen Koordinator für den Innenstadt-Umbau gibt es auch und sogar eine City-Managerin hat Freising, damit es weniger leer stehende Läden und Wirtshäuser gibt, und wieder Leben in die Bude, sprich die Stadt kommt. Was noch fehlt, wäre im Andenken an den seligen Karl Valentin ein Spritzbrunnenaufdreher. Über den wird dann bei den Beratungen für den Stellenplan 2019 diskutiert. "Wenn nicht jetzt, wann dann?" - Worte des grünen Stadtrats Sebastian Habermeyer.

© SZ vom 16.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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