Kirchbergers Woche:Viel reden hilft nicht viel

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Politiker, die günstige Wohnungen haben wollen, müssen jetzt etwas dafür tun

Von Johann Kirchberger

Das Problem ist bekannt: Menschen brauchen Wohnungen. Möglichst günstige Wohnungen, egal ob für Asylbewerber mit Bleiberecht, oder neue Arbeitskräfte. Nur wo und von wem diese Wohnungen geschaffen werden sollen, darüber herrscht Ratlosigkeit. Statt die Ärmel hochzukrempeln wird diskutiert. Die Gemeinden verweisen auf den Landkreis, der bemängelt die fehlende Unterstützung der Gemeinden, die Stadt verweist auf die stattliche Zahl ihrer Sozialwohnungen. Jeder schiebt das Problem von sich weg, und es geschieht nichts. Natürlich wird überall gebaut, aber das sind teure Wohnungen. Bauträger schaffen keinen günstigen Wohnraum, sie bauen Eigentumswohnungen, Ein- und Zweifamilienhäuser. Immerhin hat sich nun auch bei der FMG die erstaunliche Erkenntnis durchgesetzt, dass neue und nicht immer fürstlich entlohnte Arbeitskräfte Wohnungen brauchen. Möglicherweise hat man sich auch erinnert, dass es früher für große Firmen selbstverständlich war, Unterkünfte für ihre Arbeiter zu schaffen. Schon vor 500 Jahren hat in Augsburg Jakob Fugger damit begonnen, im vergangenen Jahrhundert war es in Freising die Maschinenfabrik Schlüter, die Wohnblocks für ihre Arbeiter baute. Wer weiß, vielleicht wird es ja einmal so etwas wie eine Flughafen-Siedlung geben.

Überstürzen will aber auch die FMG nichts und hat jetzt erst einmal einen Arbeitskreis gegründet. Landkreis und Gemeinden haben noch nicht einmal das getan. Statt das Problem anzugehen, kommen aus dem Landratsamt nur immer dringender werdende Appelle, freien Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Das wird nicht mehr lange gut gehen, die Situation - vor allem durch die wachsende Zahl von Asylbewerbern - wird langsam dramatisch. Kurzfristig können Menschen auch in Turnhallen schlafen, dauerhaft wohnen können sie dort nicht.

Viel lieber als mit dem Bau von Wohnungen beschäftigen sich die Kreisräte mit dem Bau neuer Straßen. Das wird in den Ausschüssen vorgestellt und durchgewinkt. Niemand fragt nach Einsparmöglichkeiten, es sei denn, es geht um Radwege. Die werden, wie beim Bau der Westtangente, auch schon mal komplett weggelassen. Albert Schindlbeck von den Linken hat sich neulich darüber erregt, dass im Kreisausschuss eine Kostenmehrung von einer halben Million Euro für ein Straßenbauprojekt in Sekundenschnelle genehmigt wurde, während in der gleichen Sitzung einem Verein 20 000 Euro für die Sprachförderung versagt wurden. Darüber kann man sich zwar aufregen, ändern wird sich daran nichts. Beim Thema Straßenbau verlassen sich Kommunalpolitiker blind auf Fachleute. Die Stunde der Einsparkommissare kommt erst, wenn der Landkreis vielleicht doch einmal damit beginnen sollte, Sozialwohnungen zu bauen.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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