Kirchbergers Woche:Viel reden hilft nicht immer viel

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Arbeitsgruppen und Förderpogramme: Braucht man die wirklich?

Von Johann Kirchberger

Der Landkreis Freising - immer dabei, immer bereit, wenn es gilt Image fördernde Maßnahmen der Staatsregierung zu unterstützen. So will er jetzt "Gesundheitsregion plus werden", das "plus" bitte hochgestellt. Gesundheitsministerin Melanie Huml will damit - so ist im Internet nachzulesen - die regionalen Netzwerke weiterentwickeln und so die medizinische Versorgung und Prävention verbessern. Wichtigstes Einzelprojekt ist zunächst die Einrichtung einer unabhängigen Pflegeberatungsstelle um besser auf demografische Herausforderungen reagieren zu können. Dazu braucht es natürlich eine eigene, vom Freistaat bezuschusste Geschäftsstelle, die zusammen mit einem zu gründenden Gesundheitsforum und entsprechenden Arbeitsgruppen den Bedarf im Landkreis ermittelt und daraus Empfehlungen an die politischen Gremien formulieren soll. "Passgenaue Maßnahmen" sollen entwickelt werden. Hört sich wunderbar an.

Zu befürchten steht allerdings, dass hier wieder einmal viel heiße Luft durch den Landkreis geblasen wird. Wichtiger als Netzwerke zu verbinden, Internetplattformen einzurichten und neue Gremien zu installieren wäre eine Verbesserung des Pflegeschlüssels und damit die Einstellung neuer Pflegekräfte in den Heimen sowie eine bessere Bezahlung der Menschen, die sich um die betagten Senioren kümmern. Aber dafür reicht natürlich das Geld nicht, klar.

Kultusminister Ludwig Spaenle will auch etwas einrichten: Bildungsregionen - vorerst noch ohne plus. Direkt "vor Ort" sollen dazu Dialogforen den Weg bereiten die Bildungsangebote zu vernetzen und die Qualität der Bildung weiter zu verbessern. Die Zukunft der jungen Menschen soll mit einem "passgenauen" Bildungsangebot gesichert werden. Spaenle will, dass Kinder und Jugendliche mit der Unterstützung der "Menschen vor Ort" im Rahmen der "Zukunftsoffensive Aufbruch Bayern" noch intensiver begleitet werden. Schön haben das die Marketingstrategen der Staatsregierung wieder einmal formuliert. Von Zuschüssen ist in diesem Fall übrigens nicht die Rede, aber wenn genügend Dialogforen den Weg bereitet haben, und alles gut vernetzt ist, gibt es als Belohnung das "Qualitätssiegel Bildungsregion Bayern". Und so eines will der Landkreis unbedingt haben. Er macht deshalb gerne mit und will sich demnächst dafür offiziell bewerben. Reden und reden lassen kostet nichts, aber erweckt den Eindruck von reger Betriebsamkeit. Ganz nach dem Motto: "Wir tun was".

Die beim Bund in Berlin tun auch was: Zuschüsse kürzen. Ohne Rücksicht darauf, dass damit soziale Vorzeigeprojekte wie das Gebrauchtwarenkaufhaus Rentabel in Existenznöte geraten. Dabei ist Rentabel nicht nur eine Einrichtung, in der sich Menschen mit geringem Einkommen und Flüchtlinge mit Kleidung, Möbeln und Haushaltswaren günstig eindecken können. Rentabel ist auch ein Arbeitsprojekt der Caritas, um Langzeitarbeitslosen oder psychisch Kranken zu einer sinnvollen Tätigkeit zu verhelfen. So ein Projekt kann nicht kostendeckend arbeiten, es braucht Unterstützung. Landrat Hauner hat jetzt sein Versprechen wahr gemacht, Rentabel nicht sterben zu lassen. Jeweils 65 000 Euro im Jahr schießt der Kreis in den nächsten drei Jahren zu, 37 000 Euro legt die Caritas drauf. Leider ist in der Zwischenzeit das Moosburger Pendant "NoWasWert" die Isar hinuntergeschwommen. Vielleicht kommt es ja mal zu einer wunderbaren Auferstehung.

© SZ vom 26.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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