Kirchbergers Woche:Vereine als lästige Bittsteller

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Die Stadt beteiligt sich gerne finanziell an kulturellen Veranstaltungen. Der Sport hat in Freising dagegen einen schweren Stand

Kommentar von Johann Kirchberger

Der Sportreferent und Senior im Freisinger Stadtrat, Helmut Weinzierl, hat vor einiger Zeit bei der Jahreshauptversammlung des SC Freising einen tiefen Seufzer ausgestoßen. "Der Sport hat es sehr schwer im Stadtrat", sagte er. Bei kulturellen Veranstaltungen seien seine Kollegen viel eher bereit, sich finanziell zu engagieren. Auch der Landkreis habe die Förderung des Sports zurückgefahren, klagte Weinzierl, das alles sei ein echtes Drama.

Was die Freisinger Sportvereine in erster Linie belastet, sind die Gebühren für die Turnhallenbenutzung. SC-Kassier Winfried Heldner rechnete bei jener Jahreshauptversammlung vor, dass die Gebühren 2016 für seinen Verein um 15 000 Euro gestiegen seien und der SC inzwischen fast die gesamten Mitgliedsbeiträge für Hallengebühren ausgebe. Der normale Sportbetrieb könne nur dank Spender und Sponsoren aufrechterhalten werden. Das ist nicht nur beim SC so, in anderen Sportvereinen sieht es ähnlich aus.

Der SC-Kassier beklagte auch die mangelhafte Unterstützung bei Bauvorhaben. Eigentlich habe der SC sein Sportheim durch einen Neubau ersetzen wollen. Für etwa eine Millionen Euro. Aber die Stadt gewähre nur einen Zuschuss von zehn Prozent. Zum Vergleich: In Langenbach zahlt die Gemeinde mehr als die Hälfte für den Neubau des Sportheims, in Kranzberg beteiligt sich die Gemeinde mit 25 Prozent an den Kosten für neue Umkleidekabinen, in Eching fördert die Gemeinde die Erneuerung der TSV-Flutlichtanlage mit 40 Prozent, und in Hallbergmoos? Da baut die Gemeinde seinem VfB ein neues Kassenhaus am Stadioneingang, samt Kiosk und Umkleidekabinen und zahlt 100 Prozent. Ganz nebenbei wird ein neuer Fertigrasen verlegt. In Freising zahlt die Stadt dem SEF in der Savoyer Au nicht einmal die Zusammenlegung zweier kleiner Umkleidekabinen zu einer großen.

Neulich war Rainer Koch in Freising, der Präsident des Bayerischen Fußballverbands und Vizepräsident des DFB. Die kommunale Sportförderung sei und bleibe die richtige Investition in die Zukunft der Gemeinden, sagte er. Es sollte selbstverständlich sein, die ehrenamtlichen Tätigkeiten anzuerkennen und zu unterstützen, die Jugendaktivitäten zu fördern und die öffentlich geförderten Sportstätten den Sportvereinen unentgeltlich zur Nutzung zu überlassen. Unentgeltlich, sagt er, nicht gegen hohe Gebühren. Freisings Stadträte konnten das nicht hören. Obwohl allesamt zu diesem Vortrag eingeladen, war kein einziger zu diesem Termin erschienen.

Ja, der Sport hat es schwer in Freising. Dabei sind die Vereine alles andere als fremde Bittsteller, auch wenn sie so behandelt werden. Die Vereine bestehen aus Einwohnern der Stadt, werden ehrenamtlich geführt von Freisingern, die sich für diese engagieren. Aber wenn im Stadtrat sportliche Themen diskutiert werden, geht es fast immer nur um Gebühren. Die Verwaltung will sie unentwegt erhöhen, weil sie noch nicht kostendeckend genug sind, die Stadträte folgen den Vorschlägen und die Vereine bluten. Vergessen wird, dass es vor allem die Sportvereine sind, die ihre Stadt bekannt machen. Bestes Beispiel ist Hallbergmoos, das sich als Ringerdorf bundesweit einen Namen gemacht hat. Anderswo ist man stolz auf seine Sportvereine, die den Ort prägen. Mandatsträger besuchen regelmäßig Spiele und Kämpfe. In der Stadt Freising eher nicht.

© SZ vom 27.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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