Kirchbergers Woche:Tue Gutes und schreib drüber

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Behörden geben immer öfter bunte Broschüren heraus

Von Johann Kirchberger

Und noch eine Broschüre. "Heimat für Vielfalt" heißt sie. Die Stadt hat darin jetzt ihre "interkulturellen Leitlinien" zusammengefasst. Schön so was. Vergangene Woche ist bereits eine neue Bürgerinformationsbroschüre der Stadt vorgestellt worden. Auf 116 Seiten erfährt der Leser hier etwas über "Wohnen und Leben in Freising" und über Partnerstädte. Neu aufgelegt wurde kürzlich die "Broschüre für Neubürger", mit Gutscheinen, die in Freisinger Geschäften eingelöst werden können. Außerdem wurde eine Broschüre über den Stadtentwicklungsplan herausgegeben und es gibt einen "Freisinger Jahresspiegel", damit der Bürger erfährt, was in Freising so alles läuft. Dazu flattern noch jede Menge Flyer durch die Gegend, die über Freising informieren und bei Messen verteilt werden. Wer nicht wirbt, der stirbt.

Da will sich der Landkreis nicht lumpen lassen und hat gleich eine eigene Zeitung kreiert, die den innovativen Namen "kreis & quer" bekommen hat. Darin erfährt man unter anderem, was der Winterdienst so macht. Ja, was schon? Außerdem wurde noch eine Broschüre über die Energiewende im Landkreis herausgegeben und eine andere informiert darüber, was es 2015 im Hopfenland Hallertau zu entdecken gibt und was dort schmeckt. Und es gibt eine Sozialfibel und einen Seniorenratgeber und ein Faltblatt über die Arbeit des Landschaftspflegeverbands und, und, und. Umso größer eine Behörde ist, umso mehr Broschüren werden herausgegeben, quasi als eine Art Existenznachweis. In Abwandlung des Spruchs "Tue Gutes und rede darüber" heißt es längst "Tue Gutes, schreib es auf und mache daraus eine Broschüre". Bleibt nur die Hoffnung, dass diese Druckerzeugnisse jemand liest.

Ach, was muss man oft von bösen Kindern hören oder lesen. Wie zum Beispiel hier von diesen, welche Horst und Markus hießen. Seehofer und Söder wollen weiter für den Bau der dritten Startbahn kämpfen, heißt die böse Nachricht der Woche. Aber es gibt auch eine gute. Es soll keine juristischen Tricks geben, um das Vorhaben gegen den Willen der Landeshauptstadt durchzusetzen, hat Söder versprochen. Und auch Seehofer hat versichert, dass der Dialogprozess mit den Betroffenen nach einem letztinstanzlichen Urteil "transparent und offen und ohne jede Trickserei und ohne jedes Hintertürchen stattfinden wird". Deshalb werde es auch keine Umwandlung der Flughafen GmbH in eine AG geben, das Problem dritte Startbahn werde politisch gelöst. Hört, hört! Das wird spannend und interessant. Vor allem weil Söder schon in Erwägung zieht, Flugrouten zu ändern, die es bisher noch gar nicht gibt, zumindest aber offiziell noch nicht bekannt sind. Scheinen aber böse zu sein.

Wie zuvor Seehofer war jetzt auch Söder in China und hat dort nach eigenem Bekunden über die dritte Startbahn gesprochen. Seine chinesischen Verhandlungspartner hätten dabei deutlich gemacht, heißt es, dass sie auf den Ausbau des Münchner Flughafens hoffen. Warum, weiß man nicht so recht. Söder und den mitgereisten Flughafenchef Kerkloh wird es aber gefreut haben. Aus reiner Dankbarkeit haben sie den Chinesen gleich versprochen, sie beim Bau des neuen Pekinger Großflughafens zu beraten. Das ist Fakt. Nicht gesichert ist allerdings die Nachricht, dass sie den Chinesen die Pläne für die dritte Startbahn für einen Euro verkaufen wollen, damit sie nicht ganz umsonst gezeichnet wurden.

© SZ vom 04.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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