Kirchbergers Woche:Stadttour für Radprofis

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Wie man dieser Tage unbeschadet mit dem Fahrrad von Lerchenfeld in die Innenstadt gelangt

Von Johann Kirchberger

Nun möchte sich also die Bundespolizei im Gewerbegebiet Clemensänger niederlassen und dort eine Raumschießanlage errichten. Nein, keine Lasertag-Anlage wie in Neufahrn, da wird scharf geschossen. Aber - keine Angst - nur in geschlossenen Räumen. Möglicherweise soll auch noch eine große Sporthalle gebaut werden, damit die Polizisten trainieren können und fit bleiben. Fit genug, damit sie mit dem Radl anreisen und keinen zusätzlichen Verkehr erzeugen. Zugegeben, das wird schwierig, weil auch Polizisten nur zu gerne Auto fahren. Aber bevor sich jetzt jemand aufregt, aus diesem Vorhaben wird wahrscheinlich ohnehin nichts. Zum einen, weil es der Bundespolizei pressiert, und das ist ganz ungünstig in Freising. Zum anderen, weil die Gebäude 16 Meter hoch werden sollen und da gibt es bekanntlich einen Bebauungsplan, der nur zehn Meter erlaubt. Allerdings haben die Freisinger kürzlich per Bürgerentscheid dafür gestimmt, dass dieser Bebauungsplan geändert werden darf. Man könnte ihn also ändern, wenn man wollte. Man müsste ihn sogar ändern und rigoros alle einengenden Vorgaben streichen, will man im Gewerbegebiet etwas anderes als Discounter-Flachbauten haben. Im konkreten Fall stellt sich allerdings eine andere, schwierige Frage: Wie viel Gewerbesteuer zahlt eigentlich die Bundespolizei? Auch ganz schön schwierig geworden ist es, mit dem Radl in die Innenstadt zu gelangen. Vor allem von Lerchenfeld her. Wählt man die Rampentour über die Bahnunterführung, steht man eine gefühlte halbe Stunde vor einer roten Ampel, um wegen der gesperrten Heiliggeistgasse auf die Ausweichroute über die Luckengasse zu gelangen. Fährt man über den Fürstendamm, verhindert eine Baustelle in der Bahnhofstraße die Weiterfahrt, sofern man nicht absteigt und schiebt oder die Verkehrszeichen ignoriert. Wenigstens funktioniert die Zufahrt von Norden her seit Donnerstag wieder, weil die Weizengasse radltauglich hergestellt ist. Bis zum Frühjahr, dann wird hier gepflastert, in der General-von-Nagel-Straße auch und in der Unteren Hauptstraße sowieso. Aber bis dahin soll ja die Dombergauffahrt fertig sein. Dann könnten die Radler - ein Lichtblick - über die Untere Domberggasse den Berg hinauf und über die Obere Domberggasse wieder hinunterfahren. Schwupps sind sie in der Innenstadt. Ist eben gut, wenn man sich auskennt, dann findet sich eine Lösung. Freilich, die Dombergroute ist nur temporär nützlich, denn wenn da oben umgebaut wird, könnte es vorbei sein mit den Klettertouren. Um das Baumaterial auf den Domberg zu bringen, wäre beinahe sogar eine Baustraße über den Südhang errichtet worden. Vermutlich aus ästhetischen Gründen hat die Erzdiözese aber darauf verzichtet und will nun Aufzüge und riesige Kräne einsetzen. Wer weiß, vielleicht finden die Domherren daran ja Gefallen, und die Kräne bleiben nach Abschluss der Bauarbeiten stehen. Schließlich müssen die Autos irgendwie zur Tiefgarage hinauf kommen, die vor etlichen Jahren gegen jeden gesunden Menschenverstand in den Berg geschlagen wurde. Eine andere Chance, den Domberg-Innenhof autofrei zu bekommen, wird sich schwer finden lassen. Es sei denn, die Tiefgarage wird zu Schulungs- und Tagungsräumen für das Kardinal-Döpfner-Haus umgebaut und am Fuß des Dombergs werden E-Bikes ausgegeben.

© SZ vom 22.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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