Kirchbergers Woche:Sommerurlaub offline und dahoam

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Wer nirgendwo hin muss, ist klar im Vorteil

Eine Kolumne von Johann Kirchberger

Schon in den glorreichen Zeiten, als die Telekom noch Post hieß, dauerte es oft quälend lange, bis ein beantragter Telefonanschluss installiert war und funktionierte. Seither hat sich nur insofern etwas geändert, als ein Festnetzanschluss heute nicht mehr entscheidend ist, um das wachsende Kommunikationsbedürfnis zu befriedigen. Wesentlich schlimmer empfinden es Telekom-Kunden, wochenlang nicht online zu sein.

Auch wer einen neuen Anbieter wählt, ist meist nicht vor Unbill gefeit. Scheint eben nicht so einfach zu sein, das Verlegen und Zusammenstöpseln von Kabeln und Drähten. Jüngstes Negativbeispiel ist das neue Tierheim im Süden des Landkreises, das zwar inzwischen eingeweiht und in Betrieb ist, aber trotz wochenlanger Bemühungen noch immer keinen Festnetz- und Internetanschluss hat. Nachfragen sind übrigens meist zwecklos. Denn gerade die Telekom ist telefonisch recht schwer, wenn überhaupt, zu erreichen. Die größte Sorge des Echinger Bürgermeisters Sebastian Thaler beim Umzug seines Rathauses war dann auch, dass seine Mitarbeiter wochenlang von der Außenwelt abgeschnitten sein könnten. Umso verständlicher seine Erleichterung darüber, dass nicht nur alle Akten wieder gefunden wurden, sondern auch die Kommunikation mit den Bürgern klappt. Der Mailanschluss funktioniert und sogar die Telefonzentrale ist erreichbar, freute er sich. Und das ist ja so selbstverständlich nicht.

Mit den Verbindungen auf den Straßen ist es auch nicht immer so einfach. 586 Baustellen gibt es derzeit auf Deutschlands Autobahnen, war kürzlich zu lesen. Wer gerade in den Urlaub fährt, wird die Zahl anzweifeln und behaupten, dass Autobahnen nur noch aus Baustellen bestehen. Im Landkreis Freising werden es vielleicht nicht ganz 586 Straßenbaustellen sein, aber viel dürfte nicht fehlen. Die Anschlüsse der Nordost- und Westtangenten in Freising, die Isarbrücke in Moosburg, die B 13 in Fahrenzhausen, die Glonntalbrücke in Allershausen, die Kreisstraßen FS 12 in Hallbergmoos und die FS 24 nach Kranzberg, um nur einige zu nennen, alles gesperrt, alles unpassierbar. Jetzt wird auch noch die B 301 bei Zolling komplett gesperrt. Überall werden Decken erneuert, Tragschichten eingebaut und es wird asphaltiert. Freundlicherweise hat das Bauamt die meisten Arbeiten in die Ferien verlegt, um den Berufsverkehr nicht zu beeinträchtigen. Gerade so, als wäre der gesamte Landkreis im August auf den Seychellen. Die Bahn macht das nicht anders, auch sie repariert und verlegt im August neue Gleise, leitet die S-Bahn über den Flughafen und schickt Busse los. Schienenersatzverkehr nennt sich so was. Die Fahrtzeiten nach München verdoppeln sich, kann man nichts machen.

Alternativen wären Homeoffice oder Urlaub auf Balkonien. Nun hat sogar die FMG mitgeteilt, dass im August das Personen-Transportsystem innerhalb des Flughafens ausgebaut und dann getestet werden müsse. Stattdessen werden Shuttlebusse eingesetzt. Die Fluggäste brauchen zwar bis zu 20 Minuten länger, bis sie ihr Abfluggate erreichen. Müssen sie eben eher anreisen. Ist ja nur in den Ferien so. Im Winter wird eh nicht gearbeitet auf Straßen und Schienen, dann heißt es nur anzukämpfen gegen Schnee und Eis. Ach, wie ist das schön, nirgendwo hinreisen zu müssen, dahoam is dahoam.

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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