Kirchbergers Woche:So langsam wird es eng

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Probleme über Probleme, wohin man schaut

Von Johann Kirchberger

Es wird langsam eng zu den Hauptverkehrszeiten auf dem Moos-Airport. Zusätzliches Wachstum, hat Flughafen-Chef Kerkloh erst neulich wieder geklagt, sei ohne eine weitere Startbahn kaum noch möglich. Eng ist es auch auf den Autobahnen rund um München, besonders zu den Hauptverkehrszeiten in den Morgen- und Abendstunden, wenn alle irgendwo hinfahren wollen oder müssen. Mindestens je zwei weitere Fahrspuren auf der A 9, der A 99 und der A 92 sollten eigentlich schon sein. Und jetzt auch das noch. Die attraktiven Zeiten in der Freisinger Eishalle sind restlos ausgebucht, alle wollen dann Schlittschuhlaufen, wenn sie Zeit haben, am Abend. Dafür sollen die jungen Eishockeyspieler am Nachmittag trainieren, die älteren um Mitternacht ihre Schläger schwingen, und die Stockschützen am frühen Sonntagmorgen aufs Eis gehen. Aber das geht so nicht. Deshalb steht fest: Wir brauchen noch eine Eishalle, um den Bedarf zu den Spitzenzeiten abzudecken. Logisch, oder?

Zu eng geworden ist es der Gemeinde Fahrenzhausen in ihrem Rathaus. Ein Neubau soll her, um den zusätzlichen Raumbedarf abzudecken. Die Forderungen nach einem neuen, größeren und schöneren Rathaus aber haben sich jetzt möglicherweise erübrigt. Wie es der Zufall will, ist die Gemeinde im Besitz der Traditionsgaststätte Alter Wirt. Die dümpelt vor sich hin, müsste dringend saniert werden, aber irgendwie nicht so schnell. Übergangsweise soll die Wirtschaft deshalb zuerst ein wenig zweckentfremdet werden. Der Gemeinderat nämlich ist auf die geniale Idee gekommen, den Sitzungssaal auszulagern und künftig in der Gaststätte zu tagen. Das ist gemütlicher als in einem modernen Rathaussaal. Ob bei dieser Gelegenheit bald auch Bier ausgeschenkt wird, um den Gedanken- und Redefluss ein wenig zu fördern, ist noch nicht ausgemacht. Sollte es dazu kommen - 13 Männer und vier Frauen stimmen ab - ist es durchaus vorstellbar, dass der Neubau eines Rathauses plötzlich als nicht mehr ganz so dringlich eingestuft wird.

Auch im Freisinger Rathaus ist es eng geworden. Die Verwaltung braucht schon wieder mehr Räume, um die Bürger ordentlich verwalten zu können. Und weil Hausmeister mittlerweile auf der roten Liste für aussterbende Berufe stehen - siehe Savoyer Au, da gibt es schon keinen mehr - brauchen sie auch nicht mehr wohnen. Deshalb auch soll jetzt die Hausmeisterwohnung unter dem Dach des Rathauses in Büros umgebaut werden. Kein billiges Unterfangen, 405 000 Euro soll der Spaß kosten. Auf die Idee, hier ein Bierstüberl einzurichten, oder im Erdgeschoss Platz für einen Ratskeller zu schaffen, damit sich Politiker und Bürger angeregt über die Probleme der Stadt austauschen können, ist bislang aber noch niemand gekommen. Den Freisinger Stadträten, so scheint es, mangelt es einfach an innovativen Ideen.

Eng geworden ist es auch wieder beim Freisinger Altstadtfest. Zwischen 19 und 20 Uhr gab es lange Schlangen vor den Schenken, Sitzplätze waren praktisch nicht mehr zu bekommen. Da müssen sich die Organisatoren für die Zukunft etwas einfallen lassen. Eigentlich hilft ja nur eins: Bierausgabestellen und Brotzeitstände müssen deutlich erhöht und die Zahl der Tische und Bänke verdoppelt werden. Anders lassen sich die Probleme zu den Spitzenzeiten nie in den Griff bekommen. Oder, Herr Kerkloh?

© SZ vom 23.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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