Kirchbergers Woche:Slalom durch die Stadt

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Punkte, Pfeile und Striche weisen den Weg, den Geschäftsleuten hilft das nicht immer

Eine Kolumne von Johann Kirchberger

Was stimmt da jetzt? Sitzen im Landratsamt Schnarcher, wie einige Freisinger Stadträte vermuten, ist die zuständige Stelle hoffnungslos unterbesetzt, ist eine wasserrechtliche Genehmigung wirklich eine so hoch komplizierte Angelegenheit oder ist es einfach so, dass Anträge gut abgehangen sein müssen, ehe sie bearbeitet werden können? Tatsache ist, dass das Planfeststellungsverfahren für die Öffnung der Moosach in der Oberen Hauptstraße vom Landratsamt noch immer nicht "verbeschieden" ist und sich die spektakulärste Baumaßnahme in der Altstadt um mindestens ein Jahr verzögert. Damit wird wohl schon 2022 geschrieben, ehe das Wasser der Moosach in der Freisinger Innenstadt munter und für alle einsehbar vor sich hin sprudeln darf. Die Gondolieri müssen sich also in Geduld üben.

Dass manche Verfahren so lange dauern, ist ärgerlich. Noch schlimmer aber ist, dass die Obere Hauptstraße nun von Oktober an vorübergehend "baustellenlos" sein wird, da werden die Anlieger ganz schön staunen. Aber die Stadtverwaltung sinnt schon auf Abhilfe. Zusätzliche Mustermöbel und Wanderbäume sollen aufgestellt werden. Die Untere Hauptstraße dagegen wird jetzt schneller als ursprünglich umgegraben und vielleicht auch gepflastert. Schon jetzt ist ganz interessant, was sich da alles tut. Da sind rote Punkte und Pfeile zu sehen und jede Menge gelber Linien, die angeblich Schulkindern den Weg durch die Baustelle weisen sollen. Vor der Sparkasse soll ein Baum gepflanzt werden, damit Freising grüner wird, und möglicherweise bekommen die steinernen Bären dort sogar Nachwuchs. Wir sind begeistert, auch über die Idee, an den Hauswänden wieder das alte Kleinsteinpflaster zu verlegen. Die Ladenbesitzer sind voller Vorfreude, einige gewähren ihren Kunden bereits 20 Prozent Baustellenrabatt, sofern die zwischen den Baggern und Lastwagen in das Geschäft finden.

Um Irrwege zu vermeiden, hat die Stadtverwaltung angeblich schon einen "Plan C" in Vorbereitung und will verstärkt Führungspersonal zum Einsatz bringen. Zur Einführung ist am nächsten Freitag die "Lange Nacht der Stadtführer". Schließlich müssen Stadtführer ja nicht nur das alte Freising kennen, sondern auch das neue, das moderne, das mit den Löchern in den Straßen.

Von irgendwelchen Irrwegen und Platzproblemen hätten sich die Macher des Altstadtfests nie und nimmer beeindrucken lassen. Zusammenrücken und Bauch einziehen, lautete die Devise. Und nun ist doch eingetreten, was nicht sein hätte dürfen. Das Altstadtfest ist abgesagt - wegen Regens. Dabei hatte Sebastian Wanzke vom Stadtverband doch Sonnenschein versprochen. Auf nichts ist heute noch Verlass. Jetzt muss das 40. Altstadtfest eben nächstes Jahr gefeiert werden, irgendwo unter dem Marienplatz, regengeschützt in einer Baugrube.

© SZ vom 21.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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