Kirchbergers Woche:Schlecht fürs Stadtbild

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Auf dem Freisinger Domberg sollte schon so einiges abgerissen werden.

Von Johann Kirchberger

Ob das Oktogon auf dem Domberg so prägend für das Freisinger Stadtbild ist, wie es die Mehrheit der Stadträte inklusive Stadtheimatpfleger und dem Historischen Verein sehen, darüber mag man streiten. Andererseits ist der lockere Umgang der Architekten und der Erzdiözese mit einem 140 Jahre alten Bauwerk schon erstaunlich und auch die Einstellung des Landesamts für Denkmalschutz, das sonst um jede Dachgaube kämpft, verwundert ein wenig. Sei's drum. Ärgerlich aber sind die Drohungen der Erzdiözese, ihre gesamten Umbaupläne für den Domberg einzustampfen und das Diözesanmusum zu verlegen, wenn das Oktogon nicht abgerissen werden darf. Wenn man böse ist, könnte man das als Erpressung bezeichnen, zumindest aber ist es eine kindische Trotzreaktion. Wenn ich nicht so bauen darf, wie ich mag, dann bau ich eben gar nicht. Stararchitekten, wie sie die Erzdiözese zweifellos beschäftigt, sollten in der Lage sein, Umplanungen vorzunehmen, ohne gleich das gesamte Vorhaben scheitern zu lassen. Nur zur Erinnerung: Das Philippschloss auf dem Domberg sollte auch einmal abgerissen werden. Dann aber wurde neu geplant und ein schmuckes Gymnasium daraus gemacht.

Aber das Ordinariat und seine Planer sollten sich nicht grämen und über Stadträte ärgern, die das Stadtbild erhalten wollen. So wie es aussieht, wird deren Entscheidung vor der Aufsichtsbehörde, sprich dem Landratsamt, und eventuell auch vor einem Gericht eh keinen Bestand haben. Und dann hat Freising wieder einmal ein Denkmal weniger.

Wie schön wäre es da, wenn auch die Flughafen GmbH eine derartige Trotzreaktion zeigen und sagen würde, wenn nicht sofort mit dem Bau einer dritten Startbahn begonnen werden darf, dann bauen wir überhaupt nicht mehr, dann habt ihr den Salat. Das aber wird wahrscheinlich nicht passieren. Obwohl Stadtrat, Kreistag und Münchens Bürger diese Startbahn weder jetzt noch künftig wollen. Aber nun will sie plötzlich Horst Seehofer wieder. Eine rasche Entscheidung fordert er, noch vor den Landtagswahlen. Womöglich weil er danach nicht mehr Ministerpräsident sein wird. Vergessen hat er, dass er vor zwei Jahren bei seinem Besuch in Attaching den Startbahngegnern Hoffnungen machte und ihnen gute Argumente zugestand.

Vergessen hat er, dass er noch im Sommer dieses Jahres davon gesprochen hat, keine Tricks anzuwenden und dass eine dritte Startbahn nur im Einvernehmen mit der Stadt München und deren Bürgern gebaut werden wird. Trotzdem soll nun Finanzminister Söder die Umwandlung der Flughafen GmbH in eine Aktiengesellschaft prüfen, um den Bau der Startbahn auch ohne Bürgervotum durchzusetzen. Seehofer bestätigt damit wieder einmal seine Wankelmütigkeit und schert sich auch nicht darum, wenn ihm von der Opposition glatter Wortbruch vorgeworfen wird. Ob es die CSU-Landtagsfraktion ist, ob es die Niederbayern um Erwin Huber sind, die ihn zu einem raschen Ausbau des Flughafens drängen, oder ob es Seehofers Angst ist, die Grünen könnten in einer Jamaika-Koalition die dritte Startbahn gänzlich verhindern, weiß man nicht. Was man aber weiß ist, dass Seehofer in den nächsten Monaten alles versuchen will, den Flughafen noch näher an Freising heranzurücken, was das Stadtbild - mit oder ohne Oktogon - nachhaltig verändern wird.

© SZ vom 04.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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