Kirchbergers Woche:OB und Festwirt bitte üben

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Was bei einem Volksfest eigentlich nicht passieren sollte

Von Johann Kirchberger

Zu den wichtigsten Aufgaben eines Oberbürgermeisters gehört es bekanntlich, zum Volksfest-Auftakt ein Fass Bier anzuzapfen. Das erste und meist auch das einzige Fass, weil der Gerstensaft ja ansonsten aus einem Container fließt. Als ob davon das Wohl und Wehe einer Stadt abhängig wäre, achtet das Volk peinlich genau darauf, wie viele Schläge der Regent benötigt und ob es womöglich spritzt. Wer da patzt, sieht sich nicht nur dem Gespött seiner Bürger ausgesetzt, ihm wird gelegentlich sogar die Fähigkeit aberkannt, seine sonstigen Amtsgeschäfte ordentlich erledigen zu können.

Nun hat Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher das Anzapfen in den vergangenen drei Jahren ganz gut erledigt, gleichwohl ist festzustellen, dass er, obwohl noch jung an Jahren, immer mehr nachlässt. Er schwächelt. 2013 benötigte er zwei Schläge, ein Jahr später waren es drei und heuer musste er sogar viermal zuschlagen. Da wird er bis zum nächsten Jahr wohl noch etwas üben müssen.

Ganz anders steht da Josef Dollinger da, der Moosburger Reserve-Bürgermeister, der diese Aufgabe für seine Chefin Anita Meinelt besorgt. Er benötigte heuer nur einen einzigen Schlag und die Moosburger Herbstschau war eröffnet. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Besser geht es nicht.

Etwas üben wird auch Volksfestwirt Tauscher müssen. Denn so etwas wie heuer, als es am letzten Tag schon am frühen Abend keine Hendl mehr gab, das darf ihm nicht noch einmal passieren. Schließlich gehen viele Freisinger am Sonntag vor allem deshalb noch einmal ins Festzelt, um ihre restlichen Bier- und Hendlzeichen zu verbrauchen. Das war heuer nur bedingt möglich.

Immer mehr Flüchtlinge kommen an und müssen untergebracht werden. Mit 4000 rechnet Landrat Hauner bis Ende nächsten Jahres. Turnhallen werden requiriert, Container und Zelte aufgestellt, um die Menschen notdürftig unterzubringen. Und was machen manche Behörden? Sie diskutieren, verhandeln und prüfen, ob beim Bau von Notquartieren Bauvorschriften eingehalten werden. Irgendwie scheint sich mancherorts noch nicht herumgesprochen zu haben, dass es eilt, menschenwürdige Unterkünfte zu erstellen, dass täglich neue Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten ankommen und rasch gehandelt werden muss. Sehr rasch. Es ist keine Zeit mehr, nach den besten Standorten zu suchen, und optimale Unterbringungsmöglichkeiten nach geltenden Vorschriften zu errichten. Es muss gehandelt werden. Monate- oder sogar jahrelange Prüfungs- und Gestaltungsverfahren sind in solchen Notsituationen der Sache nicht dienlich.

Eine interessante Entwicklung nimmt derzeit der geplante Bau einer dritten Startbahn am Münchner Flughafen. Ministerpräsident Horst Seehofer habe sich in den geführten Gesprächen gegenüber den Argumenten der Gegner sehr aufgeschlossen gezeigt, heißt es. Ende September will Seehofer sich jetzt mit Aufgemuckt und Co in der Staatskanzlei zusammensetzen und hat diese Woche auch bereits zugesagt, "wenn weiterer Gesprächsbedarf besteht, sich persönlich vor Ort ein Bild von der aktuellen Situation zu machen". Ein Termin dafür ist zwar noch offen, doch das Versprechen steht erst mal. Die Chance, dass der Startbahnbau noch in diesem Herbst von höchster Stelle gestoppt wird, wächst von Woche zu Woche.

© SZ vom 19.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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