Kirchbergers Woche:Nicht so recht in Feierlaune

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Warum bei manchen keine rechte Weihnachtsfreude aufkommen will

Von Johann Kirchberger

In der Heiliggeistgasse werden schon vor dem Jahreswechsel die Sektkorken knallen, so glaubt zumindest die Freisinger Stadtverwaltung. Schließlich sollen dort in den nächsten Tagen die Pflasterarbeiten beendet und die Straße wieder befahrbar sein. Ob Autofahrer, Radler und Fußgänger auf ihrem dann wieder freien Weg in die Innenstadt unbedingt im Überschwang der Gefühle Sekt trinken wollen, wissen wir nicht. Die Begeisterung der Anlieger allerdings, so darf vermutet werden, dürfte sich in Grenzen halten. Denn sie müssen damit rechnen, dass ihnen demnächst nach den Bestimmungen der Straßenausbaubeitragssatzung - ein so schönes Wort, dass es einfach immer wieder genannt werden muss - eine Rechnung ins Haus flattert. Und die kann ganz schön saftig ausfallen. Die Sektkorken werden dann wohl eher nicht knallen.

Auch die wackeren Streiter von "Prima leben und stereo" sind nicht in Feierlaune seit feststeht, dass sie auch 2017 kein Open-Air-Festival am Vöttinger Weiher abhalten können. Wie fast nicht anders zu erwarten war, verderben ihnen Bagger und diverse Erdaufschüttungen für den Bau der Westtangente den Spaß. Zwar sind die Festival-Besucher in der Regel mit Gummistiefeln ausgerüstet und könnten so manchen Erdhügel erklimmen, doch ganz ohne Zufahrt geht es wohl doch nicht. Jetzt hofft man auf 2018. Ob es sich jemals wieder so schön feiern lässt wie in früheren Jahren, muss wohl eher bezweifelt werden.

Nicht nur die Freunde lauter Musik leiden unter dem Bau der Westtangente. Ganz Vötting wird in nächster Zeit stöhnen, wenn nach dem Tunnelanstich - das heißt so im Fachjargon - etliche Straßen wegen Bohrpfahlarbeiten gesperrt werden. Insbesondere das Mitterfeld wird dann nur noch schwer zu erreichen sein. Anlieger sollen aber irgendwie durch die Baustellen fahren können, wird versprochen. Der aus Giggenhausen kommende Durchgangsverkehr dagegen wird großräumig umgeleitet, über Sünzhausen und Kranzberg. Das sind geschätzt knapp 30 Kilometer. Ganz schön großräumig. Auch Hohenbachern wird wohl abgehängt, aber der Weg durch den Wald nach Kranzberg soll ja ganz reizvoll sein. Damit alles klappt auf der Großbaustelle, wacht hier die heilige Barbara, die Schutzpatronin der Bergmänner, Feuerwerker und Bürstenbinder. Ja, sie hat jetzt auf Wunsch der Tunnelbauer in Gestalt von Stadtbaumeisterin Barbara Schelle sogar eine irdische Vertreterin bekommen, die aufpasst, dass niemand zu Schaden kommt und der Tunnel ordnungsgemäß nach Bergmannsart vorangetrieben wird. Auch keine leichte Aufgabe.

Während der für gewöhnlich recht friedlichen Weihnachtssitzung des Stadtrats könnte es diesmal hoch hergehen. Diskutiert werden soll nämlich der Vorschlag, die Stadt solle das "Abseits" in Neustift kaufen und an den Abseits-Verein verpachten. Da passt es, dass dessen Vorsitzender Norbert Bürger gerade das Passauer Scharfrichterbeil gewonnen hat, die vielleicht höchste Auszeichnung für Kabarettisten. Nicht auszuschließen, dass Bürger am Donnerstag das meterlange Beil mit in den Rathaussaal bringt, um damit den einen oder anderen Stadtrat ein wenig einzuschüchtern.

© SZ vom 10.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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