Kirchbergers Woche:Nicht jede Chance vertun

Lesezeit: 2 min

Viele Köpfe grübeln, wie das Verkehrschaos an der Wippenhauser Straße entzerrt werden kann, doch die einfachste Lösung ist vergeben worden

Mehr als 3000 Schüler fahren, radeln oder gehen jeden Tag über die enge Wippenhauser Straße zu ihren Schulen. Camerloher Gymnasium, Wirtschafts- und Fachoberschule, Berufsschule und die Deula wurden hier in den vergangenen Jahrzehnten angesiedelt und demzufolge herrscht in den Morgenstunden und gegen Mittag nicht nur reges Treiben, sondern vielfach das Chaos. Denn so viele Schüler und Lehrer sorgen für jede Menge Verkehr. Busse, Autos, Radfahrer und Fußgänger laufen und fahren wild durcheinander. Irgendwie muss man sich direkt wundern, dass auf dieser Straße nicht mehr passiert.

Die Agenda-21-Gruppe "Bauen, Wohnen, Verkehr" tüftelt jetzt gerade wieder daran, wie dem Chaos beizukommen wäre. Symptombehandlung nennt Sprecher Karl Auerswald das. Mehr ist es und kann es auch nicht sein, was sich bei der gegenwärtigen Situation tun lässt. Denn eine Verbreiterung der Wippenhauser Straße ist wegen der Wohnbebauung nicht machbar. Dabei wäre es durchaus möglich, für eine Verbesserung der Zustände zu sorgen. Denn die Berufsschule, mit ihren vielen schon etwas älteren und daher motorisierten Schülern soll neu gebaut werden. Allerdings wieder an der Wippenhauser Straße, dort wo gerade Wohncontainer für Flüchtlinge errichtet wurden. Eine Verlegung des Standorts hat der Kreistag abgelehnt, angeblich weil kein anderes Grundstück zu Verfügung steht. Stimmt aber nur bedingt. Denn die Stadt Freising verfügt über ein Areal, das geradezu ideal wäre für den Bau einer Berufsschule: das Bauhofgelände am Bahnhof. Immer wieder sind in der Vergangenheit Stimmen laut geworden, den Bauhof auszulagern, und dieses Konglomerat aus alten und neuen Gebäuden zu ersetzen. Hierher könnte ein Großteil der Berufsschüler mit S-Bahn oder Zug anreisen, es wäre genügend Platz da für die Busse, Parkplätze stünden in der nahen Luitpoldanlage in ausreichender Zahl zur Verfügung. Um die neue Berufsschule hier anzusiedeln, dafür bräuchte es nur zwei Dinge: guten Willen und Verhandlungsgeschick. Die Belohnung wäre ein vereinfachter Schulweg und eine spürbare Entlastung der Wippenhauser Straße. Und daran müssten Stadt und Landkreis gemeinsam interessiert sein.

Neu gebaut werden soll auch die Feuerwache in Lerchenfeld. Allerdings wieder am alten Standort, mitten in einem Wohngebiet. Dabei wäre es ein Leichtes, die Feuerwehr auf stadteigenem Grund im Gewerbegebiet Clemensänger an der Südtangente unterzubringen. Die vorgeschriebenen Rettungsfristen würden sich hier bestimmt nicht verlängern, Probleme mit den Nachbarn könnten wohl auch ausgeschlossen werden und das Areal an der Katharina-Mair-Straße ließe sich gewinnbringend für eine Wohnbebauung vermarkten. Doch der Stadtrat hat anders entschieden und damit wieder eine Chance vertan.

Ob die mögliche Ansiedlung des Logistikunternehmens Transgourmet in den Clemensängern der Stadt mehr Vor- als Nachteile bringt, ist noch nicht so recht heraus. Sicherlich wäre es eine Chance, endlich mal wieder ein größeres Stück des Gewerbegebiets zu veräußern und die Kassen zu füllen, andererseits verheißen die zu erwartenden Lärmemissionen durch an- und abfahrende Lastwagen von 4 Uhr früh an nichts Gutes. Zudem ist eine 275 Meter lange und 18 Meter hohe Halle alles andere als eine städtebauliche Bereicherung - auch nicht in einem Gewerbegebiet. Allerdings wird noch viel spekuliert und gemutmaßt. Vielleicht sollte man einfach abwarten, bis genauere Pläne und Lärmgutachten vorliegen und nicht vorzeitig den Stab über Transgourmet brechen.

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: