Kirchbergers Woche:Nicht immer wird alles gut

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Der Mensch muss sich an vieles gewöhnen - auch an alltägliche Staus

Von Johann Kirchberger

Nicht alles was wünschenswert ist, ist machbar. Vieles was schön werden soll, löst jahrelanges Ungemach aus. Nicht immer wird alles gut, manches ist und bleibt widersprüchlich. Der Mensch muss sich an vieles gewöhnen, ob es ihm passt oder nicht. Wer über den mautpflichtigen Brennerpass fährt, kann sich darauf verlassen, eine Baustelle zu passieren. Das ist seit Jahrzehnten so. In näherer Umgebung ist es nicht anders. Kaum sind die Arbeiten an der A 9 beendet, wird an der A 92 gebaut oder an der A 99. Irgendwo gibt es immer etwas auszubessern, zu sanieren, auszutauschen oder zu verbreitern. Und ist ein Stück fertig, geht es ein paar Kilometer weiter los. Am Straßenrand stehen Schilder, wer, was für wen baut, damit Staus endlich der Vergangenheit angehören. Nur, es wird nicht besser. Endlich freie Fahrt - ein Traum, der wohl nie in Erfüllung gehen wird. Rauchen ist tödlich, steht auf allen Tabakerzeugnissen. Zusätzlich werden Schockbilder von verfaulten Zähnen und schwarzen Lungen auf Zigarettenschachteln gedruckt. Autofahren ist auch tödlich. Vergangenes Jahr starben bei Unfällen im Bereich der Polizei Freising neun Menschen, 824 wurden verletzt. Deshalb wäre es nur konsequent, würden auch auf Autos Warnhinweise und Bilder von Schwerverletzten aufgeklebt. Das Terminal 1 am Flughafen soll nicht nur modernisiert, sondern auch grüner werden. Studenten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf haben erarbeitet, dass die Fluggäste eine Begrünung des Terminals begrüßen würden. Pflanzen wirkten stressmindernd, heißt es, sogar grüne Wände würden die gehetzte Atmosphäre am Flughafen angenehmer gestalten. Eine Erkenntnis, die sich die Flughafenbetreiber zu eigen machen wollen. Mehr Grün also, aber natürlich nur in den Gebäuden. Außerhalb der Terminals gilt das nicht, da sollen die Wiesen möglichst bald für eine zusätzliche Startbahn betoniert werden. Innen hui, außen pfui. Flüchtlinge müssten sich unseren Gepflogenheiten anpassen, heißt es, unsere Sprache lernen, sich integrieren. Weil aber nicht alle bleiben können, werden hin und wieder Menschen in Flugzeuge gesetzt und in ihre Heimat zurückgeschickt. Dummerweise sind das oft diejenigen, die alles getan haben, um sich zu integrieren, gut und schnell Deutsch gelernt und Arbeit gefunden haben. Die nämlich haben geordnete Papiere, an ihrer Identität gibt es keine Zweifel und sie sind leicht greifbar. Der überwiegende Teil der Flüchtlinge aber bleibt in Notquartieren, hat keine Papiere, ist zur Untätigkeit verurteilt, und wartet oft jahrelang auf das Ende ihres Asylverfahrens. Sie können auch nicht bei Nacht und Nebel abgeschoben werden, die Behörden wissen ja nicht wohin. Muss man sich da wundern, dass viele Flüchtlinge ohne Ausweise ankommen?

© SZ vom 11.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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