Kirchbergers Woche:Nasse Füße in der Heiliggeistgasse

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Schwer zu sagen, warum heutzutage auf nichts mehr Verlass ist

Kommentar von Johann Kirchberger

Auf nichts ist heute mehr Verlass. Auch nicht darauf, dass der liebe Gott schönes Wetter schicken wird, wenn sein Bodenpersonal auf dem Domberg feiern will. Nein, regnen hat er es lassen, und das gleich so heftig, dass die Feuerwehr in der Innenstadt Keller auspumpen musste. Auch in der fertig ausgebauten Heiliggeistgasse, weil dort das Wasser dummerweise nicht so abgelaufen ist, wie es die Experten berechnet haben. Jetzt haben sie also doch nasse Füße bekommen, die Anlieger, so wie sie es von Anfang an vermutet hatten, als ihnen die Gehsteige abhandengekommen sind. Da wird wohl das gesamte Entwässerungssystem in den nächsten Wochengenau untersucht und berechnet werden müssen. Bis dahin bleibt den Anliegern ein Trost: Die Stadt hat für sie im Amt für Stadtplanung und Umwelt bereits einen Ansprechpartner ausgeschaut.

Aber was ist nun die Ursache für diese Starkregenereignisse? Ist das der Klimawandel? Kann sein. Deshalb versucht Freising ja auch alles, um den irgendwie noch aufzuhalten. Von morgen an gibt es beispielsweise wieder die Aktion Stadtradeln. Drei Wochen lang sind die Bürger aufgerufen, für den Klimaschutz kräftig in die Pedale zu treten und damit den Ausstoß von CO2 zu verringern. Aber, so fragt man sich unweigerlich, warum nur drei Wochen lang, warum nicht das ganze Jahr über? Mit dieser Frage sollten sich einmal die Freunde vom Arbeitskreis "Runder-Radler-Tisch" beschäftigen.

Dass der Verein "Aktive City Freising" parallel dazu einen Wegweiser für die Freisinger Innenstadt mit allen Parkmöglichkeiten für Autos veröffentlicht hat und darauf hinweist, dass es hier 3500 zentral gelegene, öffentliche Parkplätze gibt, ist schön. Genauso schön ist es, wenn Geschäfte ihren Kunden die Parkgebühren ersetzen. Aber das Verlangen, vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen, wird dadurch wohl eher weniger gefördert. Auch die 45000 Pendler, die täglich aus dem Landkreis nach München oder sonst wohin zur Arbeit fahren, wollen zumindest zwischen Wohnung und S-Bahn mit dem Auto fahren. Dabei ist es bestimmt leichter, rund um den Bahnhof einen Fahrradabstellplatz als einen Autoparkplatz zu finden.

Aber vielleicht hilft ja jetzt der neue City-Wegweiser, den man sich aufs Handy laden kann. Ob es die praktischen Tipps in gedruckter Form in den Rathäusern für die Altvorderen gibt, muss noch recherchiert werden. Apropos Rathäuser, die werden im Süden des Landkreises vergrößert und verschönert. In Eching vom Keller bis zum Giebel, im bescheidenen Neufahrn soll nur der Sitzungssaal neu gestaltet werden. Gezwungenermaßen, heißt es. Weil die Gemeinde auf über 20 000 Einwohner angewachsen ist, werden nämlich nach der Kommunalwahl 30 statt 24 Gemeinderäte versuchen, weise Beschlüsse zu fassen. Aber für die sechs Neuen gibt es keinen Platz. Enger zusammenrücken geht angeblich nicht, also lautet der Beschluss, statt wie bisher im Viereck, wird künftig an einem runden Tisch getagt. Auf ganz besonderen Stühlen. Bei einem Modell, das es in die Endausscheidung geschafft hat, handelt es sich um "ledergepolsterte Freischwinger". Gerade recht für Freigeister.

© SZ vom 29.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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