Kirchbergers Woche:Mut zur Kreativität

Lesezeit: 2 min

Freising soll fahrradfreundlicher werden, Ideen gibt es viele

Kolumne von Johann Kirchberger

Jetzt planen wir einfach einmal los, wie wir Freisings Straßen fahrradfreundlich und autounfreundlich machen können. Da ist einmal die Korbiniankreuzung, dort wo die Mainburger Straße vierspurig von Norden ankommt und in einem 100 Meter langen Teilstück sogar fünfspurig wird. Zu viel, heißt es, eine Spur muss weg, zugunsten eines breiten Radwegs. So weit so gut. Aber in diesen Knoten fließt auch der Verkehr aus der Kammergasse. Das muss aufhören.

Autos sollen deshalb nur noch bis zum Parkplatz St. Klara fahren können, sollen dort wenden, ein paar Mal rund um den Friedhof fahren, ehe sie sich vielleicht trauen, in die Steineckerstraße abzubiegen, entgegen der heutigen Einbahnstraße. Die Kammergasse selbst soll dann zumindest in einem Teilbereich zu einer reinen Fahrradstraße werden. Das ist toll und machbar, heißt es, weil nach Eröffnung der Westtangente kaum noch Autos durch Freising fahren wollen.

Aber es lässt sich schon noch mehr umbauen. So etwa könnte auch die Amtsgerichtsgasse zur Fahrradstraße werden. Nach Norden, den steilen Berg hinauf, dient das der Körperertüchtigung, nach unten könnten es die Radler sausen lassen, so wie es das Wasser bei Starkregen tut. Sie müssen nur aufpassen, dass sie unten in der verkehrsberuhigten Hauptstraße die Kurve kriegen und nicht in einen Laden rauschen. Zur Vorsicht ließe sich ja ein Rotkreuzauto günstig positionieren. Die Mainburger Straße wiederum könnte man vom Dandl-Parkplatz bis zur Steinkaserne einspurig nach Norden führen und die wegfallende Spur durch zwei breite Radwege ersetzen. Der Autoverkehr aus der Hallertau ließe sich über den Wettersteinring zur Westtangente oder aber über die Lankesbergstraße nach unten leiten.

Auch für Lerchenfeld gibt es einige revolutionäre Vorschläge. So wurde bereits gefordert, die Erdinger Straße stadtauswärts und die Ismaninger Straße stadteinwärts zu Einbahnstraßen zu machen. Links und rechts der beiden Stadtteil-Tangenten ließen sich dann breite Radwege anlegen. Die in der Erdinger Straße vorhandenen Parkmöglichkeiten müssten dann natürlich entfallen. Ein ähnliches Einbahnstraßenkarussell ist bestimmt auch in Neustift möglich.

Auch die Vöttinger Straße ließe sich womöglich stadtauswärts zur Einbahnstraße mit breiten Radwegen umgestalten, die jetzigen Radstreifen sind schließlich unter fahrradfreundlichen Gesichtspunkten fast lachhaft. Die Autofahrt von Vötting in die Innenstadt müsste dann über die Westtangente erfolgen.

Alles hirnrissige Ideen? Keineswegs, so oder so ähnliche Vorschläge werden gerade diskutiert. Einige haben es sogar schon in den städtischen Planungsausschuss geschafft. Und bis zu den Kommunalwahlen am 15. März sind besonders die Parteien noch sehr empfänglich für neue Verkehrsregelungen.

Vielleicht kommt ja bald die Wiedereinführung einer Pkw-Maut innerhalb des Stadtgebiets auf den Tisch. Im Mittelalter wurden Ochsen- und Pferdegespanne an den Stadttoren zur Kasse gebeten. Die Stadttore sind zwar längst abgerissen, sie werden aber gerade wieder auf die Straßen gemalt. Das muss ja einen Grund haben.

Noch völlig ungelöst ist der Winterdienst. Sollen die Räumfahrzeuge wie bisher den Schnee von den Straßen auf die Radwege schieben oder von den Radwegen auf die Autospuren? Wer fahrradfreundlich denkt, für den stellt sich diese Frage eigentlich gar nicht.

© SZ vom 30.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: