Kirchbergers Woche:Mehr oder weniger klug

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Überall hängen sie jetzt wieder, die Köpfe von Politikern. Doch was wollen sie mit den Worten auf den Plakaten sagen?

Kolumne von Johann Kirchberger

Überall hängen sie jetzt wieder, die Köpfe von Politikern. Die einen wollen in den Landtag, die anderen in den Bezirkstag, alle lächeln und präsentieren sich mit mehr oder weniger klugen Aussagen, die manchmal zum Nachdenken - was wollen uns diese Worte sagen? - manchmal aber auch zum Schmunzeln anregen. "Alle reden über Sex, wir reden über sechs Prozent", schreibt die ÖDP auf ihre Plakate und liefert damit möglicherweise schon selbst den Grund, warum es bisher mit dem Einzug in den Landtag nichts geworden ist.

Man muss eben "Mehr für die Mehrheit" sein, findet Guido Hoyer von den Linken. Susanne Günther von den Grünen fordert Gerechtigkeit, wer will das nicht? Ihre Parteifreundin Sabina Brosch will weniger Verschwendung. Auch gut. Johannes Becher, im Nebenberuf begnadeter Söder-Darsteller, ist das alles nicht genug. Er will gleich einen Politikwechsel in Bayern. Wenn schon, denn schon. Die beiden CSU-Kandidaten Florian Herrmann und Simon Schindlmayr wollen einfach wieder in den Landtag beziehungsweise in den Bezirkstag. Das ist ehrlich. Außerdem plakatiert die CSU noch "ein starkes Paar", unzweifelhaft identifizierbar als Markus Söder und Ilse Aigner, die sich fast schon zu lieben scheinen. Was heutzutage alles möglich ist, unfassbar.

In Attaching prangt an einem Gartenzaun ein großes Transparent mit der Aufschrift "Wahltag ist Zahltag", das keiner Partei zugeordnet werden kann. Oder doch? Und an der Korbinianbrücke hängt noch so ein breites Plakat. "Mit dem Rad in die Stadt", steht da. Als man noch überlegt, wer nun da wieder dahinterstecken könnte, düst ein Radfahrer vorbei. Rote Kappe, rotes T-Shirt. Auf dem Rücken des flotten Radlers steht geschrieben: "Groko im Verstand, Merkel im Herzen, darum SPD." Wer oder was war das jetzt? SPD-Kandidat Markus Grill war es nicht, der radelt langsamer. Dafür hat er "die Zukunft im Kopf und Bayern im Herzen", ist gegen Abzocke, tritt für bezahlbaren Wohnraum ein und nennt das Heimat. Steht da zumindest.

Der SPD-Bezirkstagskandidat will eine gerechte Zukunft, und mit der Zukunft beschäftigt sich auch FDP-Kandidat Jens Barschdorf, will sie gestalten und nicht verwalten. Auf einem FDP-Plakat ist festgehalten, dass Pflege kein Schreibtischjob ist. Angesichts der vielen Protokolle, die täglich anzufertigen sind, sehen das manche Altenpfleger anders. Frei interpretierbar ist die Aussage "Mensch vor Profit" auf einem ÖDP-Plakat. Außerdem will die ÖDP noch "ein blühendes Bayern". Vielleicht die falsche Jahreszeit für blühende Landschaften. Aber im nächsten Frühling ist das ja durchaus möglich. Und die AfD? Hat sich eine Menge vorgenommen, will die Grenzen schließen und ganz nebenbei auch noch Mütter und Töchter schützen, ist "mit Herz und Verstand für unser Land".

"Die Partei" kandidiert auch. Sie ist nicht nur für sozialen Wohnungsbau, sie hat angeblich - Achtung Satire - auch ein Mittel gegen "AfDerjucken" entdeckt, das sehr gut verträglich sein soll. Da schau her. Schlussendlich passt es da, was Benno Zierer und Maria Scharlach von den Freien Wählern von uns Bürgern am 14. Oktober erwarten: "Eine kluge Wahl". Da werden wir uns alle gemeinsam anstrengen, fest versprochen.

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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