Kirchbergers Woche:Megastadt mit Flugbetrieb

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Der Lab-Campus am Flughafen braucht viele neue Mitarbeiter. Doch wo sollen die alle wohnen?

Kolumne von Johann Kirchberger

Eine riesige Stadt will die Münchner Flughafengesellschaft im Erdinger Moos bauen, ein Zentrum der Zukunft, der Technologie, eine Art Silicon Valley mit dem klangvollen Namen Lab-Campus. Großunternehmen, Universitäten, Start-ups und Forschungseinrichtungen sollen sich hier ansiedeln. Schon in der ersten Ausbaustufe sind 120 000 Quadratmeter Büroflächen und 5000 Arbeitsplätze geplant, bis zum Jahr 2025 sollen es dann 20 000 Arbeitsplätze und 500 000 Quadratmeter gewerbliche Flächen werden. Dazu kommen Restaurants, Geschäfte und Freizeitangebote, die dazu beitragen, dass die Menschen dauerhaft am Lab-Campus bleiben, hier Veranstaltungen besuchen, zum Essen gehen und danach wieder zurück in ihre Büros marschieren.

Für alles wird einmal gesorgt sein in dieser Megastadt mit integriertem Flugbetrieb, die da aus dem Moosboden gestampft wird, lediglich das Wörtchen "wohnen" kommt nur ganz am Rande vor. So richtig wohnen wird man hier nicht können, allenfalls mal auf einem Feldbett übernachten. Doch es wird viele Wohnungen brauchen. Denn die Arbeitskräfte, von den Ingenieuren bis zu den Büroangestellten, kommen wohl nicht aus dem Umland. Sie müssen aus ganz Deutschland, ja aus ganz Europa ins Erdinger Moos geholt werden und sie werden hier nach Wohnungen fragen. 20 000 Arbeitsplätze, das sind etwa 60 000 Menschen. Die Besserverdienenden werden sich in Freising oder Erding ansiedeln und dort die Mieten in astronomische Höhen treiben. Die anderen suchen sich weit draußen in ländlichen Gebieten eine Bleibe und verstopfen dann mit ihren Autos die Straßen.

Ganz allein lassen will die FMG die Städte und Gemeinden bei der Wohnraumbeschaffung allerdings nicht. Schon in einigen Wochen werden immerhin 46 Appartements in München an FMG-Mitarbeiter vermietet, heißt es, und nächstes Jahr sollen in Hallbergmoos noch einmal 132 Wohneinheiten zur Verfügung gestellt werden. Allerdings nur befristet, nach einem halben Jahr müssen die Mitarbeiter wieder ausziehen. Aber dabei soll es ja nicht bleiben. Ziel der FMG ist es, in den nächsten Jahren bis zu 600 Wohnungen zu errichten. Einfach toll. Weil das aber noch immer nicht ganz im Einklang mit den vielen Arbeitsplätzen steht, sucht die FMG den "Schulterschluss mit den Gemeinden" und will im engen Dialog nach praktikablen, schnell realisierbaren Lösungen suchen. Wie die aussehen sollen? Vermutlich so, dass die Gemeinden die Lasten des Lab-Campus übernehmen und die Flughafen GmbH die Gewinne einstreicht. "Das ist einzigartig in Deutschland", hat der neue Flughafen-City-Manager gesagt. Das wird niemand bestreiten können.

© SZ vom 02.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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