Kirchbergers Woche:Klima retten, leicht gemacht

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Warum die Stadt Freising bei der Eindämmung des des Individualverkehrs geradezu vorbildlich ist

Kolumne von Johann Kirchberger

H ätte man sämtliche Berge der ganzen Welt / zusammengetragen und übereinandergestellt / und wäre zu Füßen dieses Massivs / ein riesiges Meer, ein breites und tiefs. / Und stürzte nun, unter Donnern und Blitzen der Berg in dieses Meer / - na das würd' spritzen!

So hat einst Heinz Erhardt, der alte Schelm, vor vielen Jahren gereimt. Nun könnte es bald so sein, dass zwar nicht alle Berge, aber doch zumindest alle Eisberge dieser Welt ins Meer stürzen und ganz egal, ob es jetzt dabei spritzt, die Wasser werden steigen und Inseln und Küsten überschwemmen. Freising braucht sich davor allerdings nicht sonderlich zu fürchten. Die Stadt liegt 448 Meter über dem Meeresspiegel. So viele Eisberge gibt es gar nicht, dass wir da nasse Füße bekommen könnten, selbst wenn Donald Trump Grönland kaufen und komplett im Meer versenken sollte.

Trotzdem treiben der Klimawandel, die Klimakrise, der Klimaschutz, der Klimanotstand die jungen Leute auch in Freising auf die Straße. Nicht nur freitags fordern sie von den Politikern - mittlerweile mit Unterstützung von klimabewegten Grufties - dass endlich gehandelt und nicht mehr nur palavert wird. So wurde jüngst bei einer Demo in der Freisinger Innenstadt gefordert, endlich alles zu tun, um die selbst gesteckten Klimaschutzziele auch zu erreichen. Rasch, und nicht erst im Jahre 2050. Keine überzogene Forderung, sollte man meinen.

Ob es da viel bringt, wenn der Stadtrat von Freising, einen Klimabeirat einrichtet und, wie von einer Freisinger Allianz aller Umweltorganisationen im Landkreis gefordert, den Klimanotstand ausruft, das bleibt dahingestellt. Der Forderung, dem Klimaschutz höchste Priorität einzuräumen und alles in seiner Zuständigkeit liegende zu unternehmen, um die Erderwärmung zu begrenzen, kommt der Freisinger Stadtrat ja eh schon auf ganz besondere Art und Weise nach. So wird beispielsweise seit Jahren mit großem Erfolg der Autoverkehr durch die Einrichtung unzähliger Baustellen in und außerhalb der Stadt behindert, so gut es nur geht, und dadurch der CO₂-Ausstoß ein wenig reduziert. Einfach genial. Wenn es brennt, muss man löschen helfen, wenn das Klima in Gefahr ist, muss man es retten.

Eine weitere Reduzierung des Individualverkehrs im Stadtgebiet und dadurch eine Verringerung von Schadstoffemissionen und Feinstäuben soll eine weitere geniale Idee bringen. Nein, an dieser Stelle sind jetzt nicht die E-Scooter gemeint. Vielmehr hat das Freisinger Rathaus kürzlich ein Förderprogramm für Lastenfahrräder aufgelegt. Ausdrücklich nicht nur Privatpersonen sollen damit finanziell unterstützt werden, sondern auch Freiberufler, Vereine und Gewerbetreibende aller Art. Das hört sich doch wirklich gut an.

Sind die versprochenen finanziellen Anreize attraktiv genug, könnten ja vielleicht sogar Paketzulieferer wie DHL, UPS und Hermes auf die Idee kommen, ihre Fahrzeuge zu verschrotten, sich 500 Euro Stilllegungsprämie für ihre Dieselstinker zu sichern und ihre Packerl nur noch mit Lastenfahrrädern auszuliefern. Ein Traum. Antragsformulare gibt es schon.

© SZ vom 14.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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