Kirchbergers Woche:Jede Menge Ärger

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Fußgänger flüchten vor Bussen, Radfahrer vor der Polizei

Es ist Samstag. In der Freisinger Innenstadt ist eine Fußgängerzone zwischen Amtsgerichtsgasse und Ziegelgasse eingerichtet. Auf dem Marienplatz findet der übliche grüne Wochenmarkt statt, zusätzlich ist Palmdult, die Stände der Marktbeschicker sind entlang der Hauptstraße aufgebaut, das Publikum zieht daran vorbei, schaut, kauft. Auch der Ostereiermarkt im Asaminnenhof zieht Besucher an. Es sind viele Menschen in der Stadt, das Gedränge in der Hauptstraße ist so groß, dass Radfahrer absteigen müssen, weil kein Durchkommen mehr ist. Dann kommt er, der Stadtbus. Vorsichtig tastet er sich voran, zwängt sich durch zwischen den Dultständen und den Randsteinen. Die Menschen flüchten auf die Gehwege. Etwa alle 15 Minuten wiederholt sich dieses Schauspiel, in einer Fußgängerzone, mitten in Freising. Wann endlich hört dieser Bus-Irrsinn auf?

Ein anderes Ärgernis der Woche: Die Polizei macht Jagd auf Radfahrer, die sich, vorsichtig ausgedrückt, nicht so ganz an die Verkehrsregeln halten. Ein Radler fährt auf der alten Isarbrücke, vorbei an ein paar Kollegen, die an der roten Ampel warten und biegt dann scharf nach rechts auf den Isardamm ab. Zwei Polizisten haben ihn beobachtet und nehmen ihm für dieses Vergehen 60 Euro ab. Rotlicht missachtet und über Gehsteig geradelt. So ein grober Verstoß gegen die Verkehrsregeln muss bestraft werden oder etwa nicht? Früher gab es übrigens einmal den grünen Pfeil. Da durfte man auch bei Rot nach rechts abbiegen und sogar auf der Straße weiterfahren. War wohl zu praktisch, wurde deshalb abgeschafft.

Noch ein Ärgernis: die Stadt kauft für die Eindeckung des Asamgebäudes "Biberschwanz-Ziegel mit Korbbogenschnitt und gebürsteter Oberfläche" für 300 000 Euro. Eine Riffelung der roten Dachziegel kostet noch einmal 10 000 Euro extra. Diese Riffelung ist zwar von unten mit bloßem Auge nicht erkennbar, macht aber nichts. Die große Mehrheit im Stadtrat will sich nicht lumpen lassen. 10 000 Euro sind doch nicht die Welt oder? Wehe, ein Verein würde kommen, und so mir nichts, dir nichts für irgendetwas 10 000 Euro fordern. Da wär was los. Stundenlange Debatten wären sicher.

Und dann auch das noch: Wissenschaftler und angesehene Forschungseinrichtungen wie das Helmholtz-Zentrum in München warnen vor Ultrafeinstaub. Diese Partikel sind nur etwa 0,1 Mikrometer groß. Sie sind lungengängig und gelangen leicht in die Blutbahn. Der Freisinger Bürgerverein hat sich ein Messgerät angeschafft und stark überhöhte Werte vor allem in Flughafennähe festgestellt. Die Flughafen GmbH allerdings lehnt es ab, diesen Ultrafeinstaub zu messen, weil es dafür bisher weder Grenzwerte noch zertifizierte Messgeräte gibt. Der Freisinger Abgeordnete Benno Zierer (Freie Wähler) beantragt daraufhin im Umweltausschuss des Landtags eine Anhörung von Experten, um mehr über die Gefahren des Ultrafeinstaubs und mögliche Messmethoden zu erfahren. Der Antrag wird mit den Stimmen der CSU abgelehnt. Die Abgeordneten der Mehrheitspartei wollen nichts über Ultrafeinstaub erfahren, wollen nicht wissen ob der möglicherweise gefährlich ist. Wie war das doch gleich mit den drei Affen: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.

© SZ vom 08.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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