Kirchbergers Woche:Irgendwie nicht logisch

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Grundstücke teuer verkaufen und gleichzeitig Sozialwohnungen fordern - das funktioniert nicht

Von Johann Kirchberger

Städte und Gemeinden wollen und müssen einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Wie das geht? Ganz einfach, da muss eben Jahr für Jahr ein wenig an den Gebühren- und Steuerschrauben gedreht werden. Deshalb auch hat die Stadt Freising heuer unter anderem die Grundsteuern und die Abfallgebühren erhöht und nimmt den Hausbesitzern weiterhin viel Geld für den Ausbau der Straßen ab.

Der Bund ist auch so frei, verlangt, dass Maklergebühren von den Vermietern zu zahlen sind, Vermieter in allen Räumen Rauchmelder einzubauen haben und sich für ihre Häuser einen Energiepass ausstellen lassen müssen. Das kostet auch. Was machen da die Hausbesitzer? Sie versuchen, wenn es irgendwie geht, die Mehrausgaben über die Miete oder die Mietnebenkosten wieder hereinzubringen.

Irgendwie logisch. Und was machen die Politiker? Sie jammern über steigende Mieten und beklagen das Fehlen von günstigem Wohnraum. Da sehen Städte und Gemeinden Handlungsbedarf. Sie verkaufen ihre Grundstücke an den Meistbietenden und wundern sich später, warum von den Investoren keine erschwinglichen Sozialwohnungen gebaut werden. Irgendwie nicht logisch. Neulich hat sich wieder einmal einer auf Facebook darüber beklagt, dass in Freising nichts los sei. Früher habe es wenigstens noch das Jagdhaus gegeben, und eine Diskothek im Gewerbegebiet. Heute müsse man schon aufs Land oder nach München fahren, um in eine anständige Disco zu kommen. Selbst im Nachtcafé könne man nur herumstehen. Und wer ins Kino wolle, müsse nach Neufahrn fahren. Stimmt ja alles. Aber dafür Oberbürgermeister Eschenbacher verantwortlich zu machen, geht vielleicht doch etwas zu weit.

Dass in Freising aber auch das horizontale Gewerbe brach liegt, daran ist die Stadt nicht ganz unbeteiligt. Der Stadtrat hat nämlich schon 1981 unter Mitwirkung der Regierung von Oberbayern "zum Schutz der Jugend und des öffentlichen Anstands" das gesamte Stadtgebiet zum Sperrbezirk erklärt. Ob dieser Beschluss seinerzeit unter dem Einfluss des Dombergs zustande kam, weiß man heute nicht mehr so genau, Tatsache aber ist, dass es im nahen Dachau inzwischen sieben Bordelle gibt und ein achtes in Planung ist, während es in Freising keinen einzigen Puff gibt. Aber warum sollen die Freisinger auch nur für den Besuch von Discos und Kinos ein wenig herumfahren müssen.

Bisweilen finden sich auf Facebook auch ganz tolle Ideen. Man sollte während der Aktion "Stadtradeln" im Sommer das Einkaufen mit dem Rad belohnen, hieß es da in einem Beitrag. Jeder, der in diesen drei Wochen mit dem Radl in die Stadt fahre und für mindestens fünf Euro einkaufe, solle einen Bon erhalten, den er sich auf einen Flyer kleben könne. Wer am Ende die meisten Punkte gesammelt habe, solle einen Sachpreis erhalten. Einfach großartig.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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