Kirchbergers Woche:Immerhin mal Zeichen setzen

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Wer etwas ändern will, muss damit auch mal anfangen

Von Johann Kirchberger

Viel bringen wird es nicht, wenn an diesem Samstagabend von 20.30 Uhr bis um 21.30 Uhr weltweit in einigen tausend Städten aus Klimaschutzgründen die Lichter ausgehen, wenn in Freising der Wasserturm, das Rathaus, Asamgebäude, Mariensäule und Hauptfeuerwache nicht mehr angestrahlt werden. Aber es ist eine nette symbolische Geste und unter dem Strich ein großes Zeichen, findet zumindest Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher und darum beteiligt sich Freising auch heuer wieder an der weltweiten Gemeinschaftsaktion "Earth Hour". Noch stärker wäre dieses Zeichen freilich, wenn die Gebäude dauerhaft nicht mehr angestrahlt würden, wenn auch der Flughafen es einmal bleiben ließe, den Abendhimmel zu erleuchten, wenn auch die Straßenbeleuchtungen abgeschaltet würden, weltweit. Das geht aber nicht, aus Sicherheitsgründen. Abgesehen davon, das Klima würde man damit wohl auch nicht retten.

Ebenfalls ein Zeichen setzen will die Idee aus Allershausen, Aktien auszugeben, genauer gesagt Kartoffelaktien. Diese Wertpapiere werden es zwar vermutlich nicht in den Dax schaffen, aber eine Dividende soll es immerhin geben. 15 bis 20 Kilo Kartoffeln könnten pro Aktie erlöst werden, heißt es, vorausgesetzt die Aktionäre kaufen nicht nur Anteilsscheine, sondern pflanzen auf einem zehn Quadratmeter großen Kirchengrundstück dann auch Kartoffeln an, jäten Unkraut und passen auf, dass der Kartoffelkäfer sich nicht über die Triebe hermacht. Und im Herbst darf der Aktionär dann ernten und sich über eine hübsche Rendite freuen. Die Aktion "Kirchenkartoffel" haben sich übrigens evangelische und katholische Kirchengemeinde gemeinsam ausgedacht. Als Beitrag zum 500. Reformationsjubiläums, das ganz im Zeichen der Ökumene steht. Was Kirche und Kartoffel miteinander zu tun haben? Weiß man noch nicht so recht, aber es könnte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein.

Dass es an bezahlbarem Wohnraum mangelt, nicht nur in Freising, sondern in der ganzen Region, ist hinlänglich bekannt. Dass wenig bis nichts getan wird, um diesen Mangel zu beheben, auch. Allerdings wird wenigstens darüber geredet, dass etwas getan werden müsse. Das ist zumindest ein Anfang. Es gibt auch schon viele Ideen und Forderungen, aber leider kein Geld. Die Stadt Freising hat derzeit so viele Großbaustellen, dass für den Bau von Sozialwohnungen nicht mehr viel bleibt. Der Landkreis hat zwar eine Wohnungsbaugesellschaft, gewährt ihr aber keine finanziellen Mittel. Auch der Bayerische Städtetag sieht Handlungsbedarf und hat schon mal ein kommunalpolitisches Forum "Städtebau gegen Wohnungsnot" eingerichtet. Die Kreistagsfraktion der Grünen wiederum ist in Klausur gegangen und hat sich die spektakuläre Forderung ausgedacht, einen "Runden Tisch Wohnen" einzurichten.

Als Vorbild soll in diesem Fall der Landkreis Ebersberg dienen, dort gibt es bereits seit einiger Zeit einen "Arbeitskreis Wohnungsnot und Wohnungswesen". Die Frage ist jetzt nur, was mehr Wohnungen bringt, ein runder Tisch oder ein Arbeitskreis? Im Freisinger Landratsamt sind die Tische dummerweise alle viereckig. Auch der Schreibtisch von Landrat Josef Hauner hat Ecken und Kanten. Vermutlich kommt deswegen der Wohnungsbau im Landkreis Freising nicht so recht voran.

© SZ vom 25.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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