Kirchbergers Woche:Hoffen auf den Draht zu Petrus

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Alles ist im Fluss, auch das Altstadtfest

Kolumne  von Johann Kirchberger

Lang, lang ist's her, seit der Stadtverband für Sport die Idee hatte, in der Innenstadt ein Altstadtfest zu veranstalten. Damals wollten die Vereine noch alles selbst machen, außer Brezen und Emmentaler. Es gab Steckerlfische, Grillhendl, Fischsemmeln und Schnaps, den zum Trinken, nicht "to go". Und auf einem Lastwagen stand die Spider Murphy Gang. Doch irgendwie wuchs den Sportlern der ganze Aufwand über den Kopf, die Vorschriften, die Abgaben, die Abrechnungen. Die Stadt sprang helfend ein und mittlerweile hat sie praktisch die Regie übernommen. Geblieben sind den Vereinen der Auf- und Abbau und der Bierausschank. Ja, und das Wetter natürlich.

Für das ist seit jeher der Vorsitzende des Stadtverbands zuständig, erst war das Vater Wanzke, nun der Sohn. Aber im vergangenen Jahr, als das 40. Altstadtfest gefeiert werden sollte, hat der Junior böse versagt. Irgendwie scheint ein Knoten in den guten Draht zu Petrus gekommen zu sein, ausgerechnet in diesem Hitzesommer hat es auch mal geregnet. Mal sehen, ob das heuer besser klappt, und zwischen den Baugruben und Absperrbaken gefeiert werden kann. Zu hoffen ist auch, dass sich der Spruch, "Alles Gute kommt von oben" nicht bewahrheitet, und Slackliner Lukas Irmler auf seinem Seil bleibt und nicht herunterfällt.

Ganz oben, in Berlin, werden bekanntlich die Steuergesetze gemacht und was die Mehrwertsteuer betrifft, gibt es da eine ganze Menge Kuriositäten. So werden zum Beispiel 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig, wenn man sich zum Verzehr seiner Brotzeit an einen Tisch setzt, während die Nahrungsaufnahme im Stehen oder Gehen vom Fiskus nur mit sieben Prozent versteuert wird. Auf diese Weise fördert der Staat, dass die Menschheit mit Kaffeebechern durch die Stadt rennt und wahre Müllberge erzeugt.

Wer nun beim Freisinger Altstadtfest darauf spekuliert, dass er seine Maß Bier (oder Limo, was auch vorkommen soll) billiger bekommt, wenn er sie im Stehen trinkt, täuscht sich. Für Flüssiges gilt kein ermäßigter Steuersatz, ausgenommen für Leitungswasser. Aber das wird bei diesem Fest nicht als Getränk angeboten, sondern wird nur zum Reinigen der Krüge verwendet. Schwieriger könnte es beim Kauf einer Leberkässemmel werden. Die kann man am Stand verzehren, auf dem Weg zum Sitzplatz oder auch erst am Tisch. Würden aber jetzt die Standlbesitzer explizit kontrollieren, wer was und wie konsumiert, würden die Schlangen vor den Ständen vom Marienplatz bis zur Heiliggeistgasse reichen. Auf den Festbetrieb könnte sich das recht störend auswirken, also generell 19 Prozent, damit auch das Finanzamt zufrieden ist.

Kompliziert ist auch das Pfandsystem. Drei Euro für einen Maßkrug hört sich zwar viel an, führt aber dazu, dass in der Regel alle Krüge zurückkommen. Zum Vergleich: Für Bierflaschen sind nur acht Cent Pfand fällig, für Bierdosen 25 Cent. Offensichtlich zu wenig, betrachtet man die oft überquellenden Abfallbehälter. Für Wein- und Schnapsflaschen muss gar kein Pfand hinterlegt werden. Hat sich irgendwer so ausgedacht.

Sei's drum. Eine Woche noch, dann geht's los. Dann feiert Freising das 40. Altstadtfest. Wenn nicht, könnte das für den Wanzke Sebastian Konsequenzen haben.

© SZ vom 13.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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