Kirchbergers Woche:Grau in grau

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Von Berbinger-Granit und einer seltsamen Stolperfalle

Von Johann Kirchberger

Probegehen in der Freisinger Innenstadt. Ein paar Quadratmeter Pflaster hat die Stadt verlegen lassen, um zu demonstrieren, wie es einmal werden soll, das neue Straßendesign. Um es gleich vorweg zu nehmen, es wird grau, sehr grau. Einigermaßen rutschfest und geeignet für Stöckelschuhe mag er ja sein, dieser kugelgestrahlte Berbinger-Granit, aber er wirkt doch ein wenig eintönig. Sich vorzustellen, dass einmal die gesamte Hauptstraße von oben bis unten, inklusive Marienplatz, so aussehen wird, fällt schwer.

Um Freising ein wenig bunter zu machen, war in der Amtszeit von Oberbürgermeister Schäfer das graue Pflaster gegen ein rötliches ausgetauscht worden. Daran haben sich die Stadträte jetzt offensichtlich satt gesehen, vielleicht ist Rot auch deswegen nicht mehr gefragt, weil es in Freising nur noch vier SPD-Stadträte gibt. Aber der Freisinger gewöhnt sich ja an so manches, auch an Grau. Woran er sich aber kaum gewöhnen wird, ist diese eingebaute Stolperfalle. Eine Kante, nur wenige Zentimeter hoch und schwer zu erkennen. Angeblich soll sie ein Leitelement für Sehbehinderte sein und zusätzlich der Regenwasserführung dienen. War nicht immer die Rede von einem niveaugleichen Ausbau der Straße? Eine Kante, und sei sie noch so klein, passt da irgendwie nicht dazu.

Sehbehinderten eine Hilfestellung zu geben, mag gut gemeint sein. Aber die Mehrheit der Innenstadtbesucher wird über diese Kante stolpern, manche werden fallen, viele werden sich ärgern. Eine in das Pflaster eingelassene Rille würde vermutlich denselben Zweck erfüllen und wäre weit weniger störend. Aber vorerst ist ja alles nur ein Test, und so wie die ersten Reaktionen der Probegeher ausgefallen sind, wird sie vielleicht ja gar nicht kommen, diese merkwürdige Kante. Der graue Alltag wird bleiben.

Noch eine ganze Weile bleiben wird der Streit um die dritte Startbahn am Flughafen. Im Gegensatz zu den Menschen in München und Bayern drängt die Mehrheit der CSU-Fraktion im Landtag immer noch auf Beton. Allerdings haben die Startbahngegner nun mächtige Unterstützung erfahren. Der Umweltarbeitskreis der CSU hat sich auf ihre Seite geschlagen, hat einen Tandem-Betrieb mit dem Nürnberger und Memminger Airport und ein bayernweites Flughafenkonzept gefordert. Zudem haben die CSU-Umweltpolitiker in einem Schreiben an Ministerpräsident Seehofer nicht nur den Verbrauch von 900 Hektar Fläche für die Startbahn angeprangert, sondern auch die Geschäftspolitik der Flughafen GmbH. Die häufig angeführte Überlastung des Airports in Spitzenzeiten, so deren Sprecher Josef Göppel, werde bewusst herbeigeführt. Schlecht ausgelastete Verbindungen seien absichtlich in Spitzenzeiten verlegt worden und sogar Kleinflugzeugen würden in Zeiten des Hochbetriebs Starts und Landungen gewährt, nur um den Bedarf einer dritten Startbahn herbeizureden. So etwas aus dem Mund von CSU-Politikern trifft die Flughafenmanager ins Mark. Da nimmt es nicht wunder, dass die Behauptungen des Arbeitskreises von einem FMG-Sprecher umgehend als "unverschämt" bezeichnet wurden. Was er wohl sagen wird, wenn sich Seehofer dieser Meinung anschließen sollte?

Interessante Post vom Landesbund für Vogelschutz ist dieser Tage in unserem Briefkasten gelandet. Nicht was den Inhalt, sondern was die Anschrift angeht. Name und Straße waren völlig korrekt, aber neben der Postleitzahl 85356 stand nicht etwa Freising, sondern München-Flughafen. Die Post hat die Inbesitznahme des Stadtteils Lerchenfeld nicht gestört. Das macht nachdenklich.

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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