Kirchbergers Woche:Glaubwürdigkeit erhalten

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Die Startbahnfrage muss endlich abschließend geklärt werden

Kolumne von Johann Kirchberger

Wenn es zur Koalition zwischen der CSU und den Freien Wählern kommt, dann sollten die Pläne für den Bau einer dritten Startbahn im Erdinger Moos Makulatur sein. Immer und immer wieder haben Hubert Aiwanger und seine Freien Wähler schließlich im Vorfeld der Landtagswahlen betont, dass der Verzicht auf die Startbahn Voraussetzung für eine Regierungsbildung mit der CSU ist. Wenn sich die Freien Wähler ihre Glaubwürdigkeit erhalten wollen, dann muss es dabei bleiben.

Aiwanger und Co dürfen sich nicht über den Tisch ziehen lassen. Es reicht nicht, den Bau der Startbahn nur fünf Jahre auszusetzen, so lange wie eine eventuelle Koalition dauern könnte. Die Pläne der Flughafen GmbH müssen dauerhaft und für immer eingestampft werden, damit sie nicht nach der nächsten Wahl und mit anderen Mehrheiten im Landtag wieder aus dem Hut gezaubert werden können. Der Luftfahrt scheint es ja momentan nicht mehr so zu eilen mit den Erweiterungsplänen für den Münchner Flughafen. Erst jüngst hat Lufthansa-Chef Carsten Spohr erklärt, dass die dritte Startbahn erst 2030 benötigt werde.

Schon deshalb müssen die Freien Wähler jetzt reinen Tisch machen. Der Planfeststellungsbeschluss muss aufgehoben, die dritte Startbahn aus dem Landesentwicklungsprogramm herausgenommen werden. Es darf keine Neuauflage der Pläne geben, nicht in fünf, nicht in zehn, nicht in 30 Jahren. Solange die dritte Startbahn nicht unumkehrbar zu den Akten gelegt und beerdigt ist, würde nämlich weiterhin ein Damoklesschwert über Freising schweben, könnte die Entwicklung der Stadt in Richtung Süden nicht vorangetrieben werden, müssten die Attachinger weiter um ihre Zukunft bangen. Deshalb muss Klarheit herrschen. Außerdem muss alles getan werden, um die Belastung der Anrainer mit Lärm und Abgasen nicht weiter wachsen zu lassen. Sie sind schon mit zwei Bahnen hoch genug.

Es gibt keinen Grund für den Ausbau des Flughafens. München muss keine Drehscheibe sein. München braucht einen leistungsfähigen Flughafen für die Region. Den gibt es. Bedarf besteht nur, wenn man ihn künstlich schafft, wenn immer neue Ziele anvisiert, Umsteiger herangekarrt und Flüge weiterhin subventioniert werden. Damit muss es vorbei sein. Ökologie ist wichtiger als Ökonomie, jetzt und noch mehr in den nächsten Jahrzehnten. Dem Klimaschutz muss unbedingter Vorrang eingeräumt werden. Das müssen auch CSU, Flughafenbetreiber, Fluggesellschaften und die bayerische Wirtschaft endlich einsehen. Innerdeutsche Verbindungen müssen auf der Schiene und nicht in der Luft abgewickelt werden. Der Flugverkehr, die klimaschädlichste Fortbewegungsart, muss auf das notwendige Maß beschränkt werden.

Das einzusehen, mag Teilen der CSU nicht leicht fallen. Deshalb müssen sie jetzt von den Freien Wählern dazu gezwungen werden, von ihren ungebremsten Wachstumsplänen Abstand zu nehmen. Jetzt und für immer.

© SZ vom 20.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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