Kirchbergers Woche:Für alles gewappnet

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Mit dem Heiligen Bonifatius ist für die Korbiniansbrücke ein recht wandlungsfähiges Kunstwerk ausgewählt worden

Von Johann Kirchberger

Langsam füllt sich die Freisinger Korbiniansbrücke. Für drei Heiligenfiguren ist noch Platz, zwei sollen jetzt dazu kommen. Die Patrona Bavariae und der Heilige Bonifatius. In einigen Jahren wird wohl Papst Benedikt folgen, das ist fest ausgemacht. Dann ist Schluss. Was aber ist, sollte irgendwann einmal der Wunsch aufkommen, etwa für den Alt-OB oder sonst jemand ein Brückendenkmal aufstellen zu wollen? Wäre kein Problem und jederzeit machbar. Die schlaue Heiligen-Figuren-Jury hat nämlich für den Heiligen Bonifatius ein recht wandlungsfähiges Kunstwerk ausgewählt, das den Bistumsgründer in einem verknitterten Boss-Anzug zeigt. Es müssten lediglich die Schilder unter dem Denkmal ausgetauscht werden, schon wird aus einem Heiligen des 8. Jahrhunderts eine beliebige Person des Zeitgeschehens. Weiß ja niemand, wer in Freising noch alles selig oder heilig gesprochen wird. Da muss man gewappnet sein. Die ganze Welt, ausgenommen Trump-Amerika, macht sich Sorgen um das Klima. In Eching tut man das auch. Dort soll sich das Klima im Rathaus ja derart verschlechtert haben, dass sich immer mehr Angestellte krank gemeldet oder gar gekündigt haben. Der Gemeinderat hat sogar schon einen Arbeitskreis gegründet und ein externes Büro beauftragt, um die Ursachen herauszufinden. Aber bald wird ja das Rathaus umgebaut, vorerst einmal für 13,8 Millionen Euro. Bei so viel Geld sollte doch ein findiger Architekt irgendetwas einbauen können, damit sich das Klima wieder bessert. Notfalls könnten sich die Echinger Rat bei der Flughafen GmbH holen. Denn die wurde erst kürzlich von der internationalen Klimaschutzorganisation "Carbon Disclosure Projekt" für besonders effektive Klimaschutzmaßnahmen ausgezeichnet. Flughafenchef Michael Kerkloh hat sich darüber sehr gefreut. "Wir sind auf dem besten Weg, ein grüner Fünf-Sterne-Flughafen zu werden", hat er gejubelt. Super, und das alles mit nur zwei Startbahnen, Respekt.

Es gibt eben nichts, was es nicht gibt, sogar einen Deutschen Stahlbautag gibt es. Und beim 38. seiner Art wurde jetzt der angerostete Freisinger Isarsteg als "einprägsame, skulpturale Erscheinung" ausgezeichnet. Der "polygonal gefaltete wetterfeste Stahl bildet einen fast natürlichen Kontrapunkt zu Baumbestand und horizontaler Morphologie der Flusslandschaft", heißt es in der Urkunde. Was immer das genau bedeuten mag, die Vertreter der Stadt fuhren mit stolzgeschwellter Brust von Würzburg nach Hause. Schade nur, dass dieser preisgekrönte Stahlbau wegen der früh einbrechenden Dunkelheit nur wenige Stunden am Tag zu sehen ist. Dabei sollte man so ein Kunstwerk eigentlich nicht verstecken, sondern in verschiedenen Farben anstrahlen, mindestens.

In Freising gab es heuer keine Korbiniansdult. Wegen einer "organisatorischen Neustrukturierung" hat die Stadt die Fieranten ausgeladen und auf das nächste Jahr vertröstet. Nun, allzu sehr vermisst werden die Freisinger diese Dult nicht haben. Bratwürste, Hustenguatl und Wollsocken gibt es auch auf den Christkindlmärkten zu kaufen. Die Frage ist nur, warum man für eine Neustrukturierung einer Dult gleich ein ganzes Jahr braucht.

© SZ vom 26.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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