Kirchbergers Woche:Es ist nie zu spät für eine gute Idee

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Auch in Freising gibt es noch viel zu tun

Von Johann Kirchberger

Freising ist ja vieles. Große Kreisstadt, Domstadt, Universitätsstadt, Isarstadt, Bierstadt, Studentenstadt, Fair-Trade-Stadt, Schulstadt. Rosenstadt und neuerdings Weihnachtspäckchen-Partnerstadt. Radlstadt möchte sie gerne werden, na gut. Nun hat Freising - allerdings inoffiziell - einen weiteren Titel zugesprochen bekommen. Der Stadtverband für Sport, die bekannte Freisinger Eventagentur, wirbt auf den Altstadtfest-Plakaten mit der "Genussstadt Freising". Das ist kühn, aber warum nicht. Leberkäs gibt's beim Altstadtfest, Emmentaler und Brezn, Obatzter wird verkauft, Bratwürste kann man erstehen und Steckerlfische, Kasspatzn und Gemüsepfanne, Döner und Porchetta, Zuckerwatte und Magenbrot. Dazu reichlich Bier und sogar Wein. Und das alles an Verkaufsständen und nicht etwa vom Foodtruck herab. Ist das nicht Genuss pur? Freising hat es verdient, als Genussstadt firmieren zu dürfen.

Dass die Zugänge zur Innenstadt mit Betonblöcken und Lastwagen abgesichert werden, daran wird man sich in diesen Zeiten bei einer Veranstaltung wie dem Altstadtfest mit über 20 000 Besuchern gewöhnen müssen. Gleiches gilt für Security-Kräfte, die Rucksäcke und Taschen kontrollieren und mitgeführte Brotzeitmesser konfiszieren. Warum man aber nicht mit dem Fahrrad anreisen soll, in der Möchtegern-Radlstadt, ist nicht so leicht nachvollziehbar. Hoffentlich denken die Organisatoren wenigstens daran, dem Stadtbus die Fahrt durch das Festgelände zu untersagen. Sonst könnte es womöglich eng werden.

Eng werden könnte es auch mit dem Zeitplan für die Umgestaltung der Freisinger Innenstadt. Stadtwerkechef Voigt hat schon Verzögerungen angekündigt, weil man zwischen der Karlwirtkreuzung und der Weizengasse vorsichtshalber noch Rohre für eine Nahwärmeversorgung vergraben muss, bevor alles zugepflastert ist. Erstaunlich eigentlich, dass es den Planern erst jetzt eingefallen ist, dass auch die Häuser in der Altstadt - inklusive Rathaus, Asamgebäude und Marcushaus - irgendwie beheizt werden müssen. Auf welche Art das künftig geschehen soll, das wird der Stadtrat bestimmt auch noch mal entscheiden. Die Abwärme aus dem Betrieb der Eishalle zu nutzen und in ein Fernwärmenetz einzuspeisen, wäre dabei eine besonders sympathische Lösung. Da lohnt es sich ja fast, die Heiliggeistgasse noch einmal aufzureißen. Merke: Es ist nie zu spät, eine gute Idee in die Tat umzusetzen.

Fuchsteufelswild kann man allerdings werden, wenn sich eine gute Idee jahrelang nicht realisieren lässt. Da versucht die Gemeinde Eching, einen Radweg nach Garching zu bauen, ein Landwirt aber will den dafür notwendigen Randstreifen - insgesamt 2000 Quadratmeter - partout nicht verkaufen. Die Gemeinde würde gerne ein Enteignungsverfahren einleiten. Da aber spielt das Landratsamt nicht mit. Zehn Monate hat es das Vorhaben geprüft und dann dem Bau des Radwegs die "Dringlichkeit" abgesprochen. Nun soll ein Gericht den Streit zwischen Gemeinde und Landratsamt entscheiden. So etwas aber kann dauern. Denn so schnell ist für ein Gericht nichts dringlich.

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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