Kirchbergers Woche:Erwartungen und Enttäuschungen

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Was 2018 alles nichts geworden ist, aber vielleicht noch werden kann

Kolumne von Johann Kirchberger

Während eines Jahres werden so manche Erwartungen geweckt, Versprechungen gemacht und Zusagen gegeben, die dann nur zum Teil oder auch gar nicht eingehalten werden. So etwas kann Frust, Enttäuschung und Wut auslösen.

Für den größten Ärger haben heuer wohl die Freien Wähler gesorgt. Sollten sie nach den Landtagswahlen mit der CSU eine Koalition eingehen, hatten die Frauen und Männer um Hubert Aiwanger getönt, dann werde das Schreckgespenst dritte Startbahn ein für allemal der Vergangenheit angehören. Die Planung werde komplett eingestampft. Dann aber kam alles anders. Es wurde ganz schnell verhandelt und heraus kam ein Moratorium. Während der nächsten fünf Jahre darf nicht gebaut und auch nicht weiter geplant werden. Mehr sei nicht zu erreichen gewesen, sagt Aiwanger. Die Menschen in der Region sehen das anders. Der Chef der Freien Wähler habe aus reiner Gier nach einem Ministeramt seine Grundsätze über Bord geworfen und die Startbahngegner verraten und verkauft.

Die Erzdiözese hat eine Planung für den Umbau des Dombergs vorgestellt und sie als den ganz großen Wurf gefeiert. Über 200 Millionen Euro sollten investiert werden, alles sollte besser und schöner werden. Als dann im Zusammenhang mit dem Streit um das Oktogon, diesen an das Diözesanmuseum angebauten Kloturm, der Stadtrat Änderungen forderte, war die Empörung bei den kirchlichen Bauherren groß. Die Planung werde so umgesetzt wie beschlossen - oder es werde gar nicht gebaut, wurde gedroht. Nun ist zumindest für den Neu- und Umbau des Kardinal-Döpfner-Hauses wieder alles anders. Der so hoch gepriesene Entwurf erwies sich als viel zu teuer, jetzt wird neu überlegt und ein neuer Architekt gesucht.

Nach jahrzehntelangen Überlegungen sollte das neue Hallen- und Freibad mit dem Namen Fresch heuer erst im Frühjahr, dann im Sommer und schließlich im Spätherbst eröffnet werden. Noch aber fehlen einige Wandvertäfelungen, ein paar Kabel und eine Brandschutztür. Schon war es nichts mit dem Weihnachtsgeschenk, das der Oberbürgermeister seinen Freisingern so gerne gemacht hätte.

Seit vielen Jahren wünschen sich die Freisinger wieder ein eigenes Kino. Hoffnung kam auf, als die Saller Gewerbebau ein solches zusammen mit neuen Fachmärkten als Ergänzung zu den Schlüterhallen plante. Doch es kam immer wieder zu Verzögerungen, allein heuer wurden drei Eröffnungstermine verschoben, weil sich Stadt und Saller über Details stritten. Das Fachmarktzentrum ist mittlerweile bezogen, das Kino kommt vielleicht im Frühjahr, vielleicht aber auch erst später, wer weiß das schon so genau.

Die Westtangente, diese Eier legende Wollmilchsau aller Straßenplanungen, sollte erst 70, dann 80, dann 98 Millionen Euro teuer werden, nie aber mehr als 100 Millionen kosten. Nun ist man bei 108 Millionen angelangt, und die Trasse durch das Freisinger Moos ist noch lange nicht fertig.

Die ehemalige Kultkneipe Abseits in Neustift soll von der Stadt erworben und an den Abseitsverein verpachtet werden. Schon im Vorjahr sollte das sein, da bestand aber noch großer Diskussionsbedarf. Heuer werde die Entscheidung fallen, hieß es. Sie fiel aber nicht, denn nun blockiert angeblich das Landratsamt den Kauf. Und so wird das Gebäude mehr und mehr zur Ruine. Vielleicht fallen bald ein paar Mauern ein, dann hat sich das Problem erledigt.

© SZ vom 29.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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