Kirchbergers Woche:Ein ungutes Gefühl

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Feinstaub und Ultrafeinstaub, radioaktives Abwasser - das kann nicht gesund sein

Eine Kolumne von Johann Kirchberger

Man weiß es nicht so genau. Wissenschaftler und Politiker wissen es ja auch nicht, zumindest sind sie sich in ihrer Beurteilung nicht einig. Rein vom Gefühl her dürfte es aber nicht gesund sein, Feinstaub oder gar Ultrafeinstaub einzuatmen. Für Feinstaub gibt es immerhin Grenzwerte, auch wenn die den einen zu hoch, den anderen zu niedrig sind. Für Ultrafeinstaub gibt es überhaupt keine Grenzwerte, weil es keine Messungen gibt, zumindest keine offiziellen. Gleichwohl wird in der Umgebung des Flughafens eifrig gemessen, von Bürgerinitiativen und Gemeinden.

Der Landtag hat sich bisher allen Messungen widersetzt. Die Hoffnung, mit dem Eintritt der Freien Wähler in die Regierung könnte sich das ändern, hat sich zumindest vorerst zerschlagen. Sogar unser Freisinger Abgeordneter Benno Zierer, der vor der Wahl vehement solche Messungen gefordert hatte, hat nun einen entsprechenden Antrag der Grünen abgelehnt. Hat stattdessen um Geduld gebeten, bis die Freien Wähler zusammen mit der CSU einen eigenen Antrag formuliert haben.

Aber was soll da drinstehen? Wird dann gemessen oder nicht? Vielleicht ist es ja nur so, dass ein oppositioneller Antrag einfach abgelehnt werden muss. Eh klar. Zu befürchten ist allerdings, dass der groß angekündigte schwarz-orange Antrag nach langen Beratungen so schwammig formuliert wird, dass er der Fluglobby der CSU gefällt und nichts passiert. Geduld? Haben die Menschen mit den Politikern lange genug gehabt.

Man weiß auch nicht so genau, ob es hingenommen werden muss, wenn radioaktiv verseuchtes Wasser aus dem Garchinger Forschungsreaktor in die Isar geleitet wird. Rein vom Gefühl her kommen da Zweifel auf, obwohl die Isar im Landkreis ja größtenteils nur aus geklärtem Abwasser besteht. Von Eching bis Moosburg haben Gemeinden, Städte und das Wasserwirtschaftsamt Bedenken und Befürchtungen vorgebracht, vor allem weil die Genehmigung für die Einleitung gleich um 30 Jahre verlängert werden soll. Ohne dass irgendwelche Gutachten vorgelegt werden, lediglich aufgrund einer Sachstandserhebung aus dem Jahre 1990.

Was taugen die willkürlich festgelegten Grenzwerte? Was ist, wenn sich herausstellt, dass radioaktives Wasser doch Auswirkungen auf die Freisinger Trinkwasserbrunnen hat? Und was ist mit den Fischen, die von den Anglern aus der Isar geholt werden? Ob die für den Verzehr geeignet sind, oder ob hier das verpönte "Catch and Release", Fangen und wieder Freilassen, die einzige Lösung bleibt, müssen die Fischereivereine erst klären.

Das Gefühl sagt einem auch, dass es nicht gesund sein kann, auf den Feldern Glyphosat zu verspritzen und damit alles zu vernichten, was nicht geerntet werden kann. Vermeintliches Unkraut, Insekten und Lebewesen im Boden, alles muss weg? Kurzfristig mag das die Erträge der Bauern und der Pharmaindustrie steigern, langfristig könnte das in einer Katastrophe enden. Das sagt einem der gesunde Menschenverstand, auch wenn den Verkehrsminister Scheuer für sich allein in Anspruch nimmt, weshalb er Feinstaub für ebenso ungefährlich hält wie das Rasen mit 200 Sachen auf der Autobahn. Seit Donnerstag kann das Volk seinen Gefühlen und Ängsten Ausdruck verleihen, in den Rathäusern aufbegehren und etwas für die Rettung der Bienen tun. Die Natur wird es danken.

© SZ vom 02.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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