Kirchbergers Woche:Ein Landkreis im Dauerbaumodus

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Illustration: SZ (Foto: N/A)

Manch eine Maßnahme zur Straßensanierung ist für Laien nur schwer nachvollziehbar

Von Johann Kirchberger

Kein Tag vergeht, an dem nicht irgendwelche Straßen im Landkreis gesperrt oder Straßensperren angekündigt werden. In einigen Fällen ist Verständnis angezeigt, etwa beim Abbruch der Brücke über die Staatsstraße, die ehemalige B 11, bei Langenbach, beim Einbau von Dehnstreifen auf der A 92 zur Vermeidung von Hitzeschäden, oder auch bei der Sanierung der in die Jahre gekommenen Moosburger Isarbrücke. Manchmal aber kann man als Laie nur den Kopf schütteln. Was etwa war so schlecht an dem erst vor 14 Jahren gebauten Südring, dem Verbindungsstück zwischen dem Kreisel auf der Südtangente und der Staatsstraße nach Erding? Zumal der Kreisel ohnehin umgebaut werden muss, wenn die Transgourmet-Ansiedlung realisiert wird. Was ist so schlecht an der Isarstraße in Lerchenfeld? Niemand weiß das so recht, außer den Straßenbauern. Wenn erst einmal Schlaglöcher da sind, sei es zu spät, behauptet der Chef des Tiefbauamts. Nachprüfbar ist das nicht, schon gar nicht von Stadträten. Und deswegen wird jetzt der Belag vorsichtshalber zwölf Zentimeter abgefräst und mit einer neuen Asphaltdeckschicht versehen. Jetzt mal ganz ehrlich. Könnte man den Belag auf Freisings besten Straßen nicht auch dann noch erneuern, wenn tatsächlich Schäden auftreten? Ach so, ein paar Bushaltestellen werden ja ganz nebenbei auch noch verbessert und ein wenig verschoben, aus den bisherigen Radfahrstreifen werden Fahrradschutzstreifen, das ist bestimmt ganz was anderes, und an den Kosten, da werden natürlich die Anlieger beteiligt. Die werden sich freuen.

Der Brandschutz in öffentlichen Gebäuden, zumal in Schulen, ist natürlich wichtig. Allerdings muss man sich schon fragen, warum plötzlich Brandschutztüren ausgetauscht und neue Flucht- und Rettungswege geschaffen werden müssen, obwohl sie erst vor einigen Jahren unter Beachtung aller Vorschriften eingebaut wurden. Gleiches gilt für die Komplettsanierung von Aufzugsanlagen in Freisinger Schulen. Der Grund dafür ist ganz einfach. Es wurden neue Richtlinien bei der Gefährdungsbeurteilung erlassen, wieder einmal. Und die Städte dürfen sanieren und zahlen, Hunderttausende, wenn nicht sogar Millionen wegen neuer Richtlinien, die vielleicht bald schon wieder verändert werden. Schließlich gibt es nichts, was sich nicht noch verbessern ließe. Allerdings verschwindet auf diese Weise Jahr für Jahr viel Geld, das für andere Maßnahmen dringend benötigt würde.

Es ist schon fatal. Da sucht der Landkreis fast ein Jahr lang verzweifelt nach Unterkünften für Flüchtlinge, alles was irgendwie geeignet erscheint, wird angemietet, aber es reicht nicht. Woche für Woche müssen in kürzester Zeit immer noch mehr Menschen untergebracht werden, Turnhallen werden rekrutiert, Container aufgestellt, ein Baumarkt wird umgebaut und Traglufthallen werden aufgestellt. Jetzt ist vieles fertig, der Landkreis ist gerüstet, um sein Kontingent von Hunderten, ja Tausenden Flüchtlingen aufnehmen zu können, Helferkreise haben sich gebildet und stehen bereit, um sich um die Menschen zu kümmern. Doch plötzlich kommt niemand mehr. Die Grenzen sind dicht gemacht worden, die Wege zu uns sind verriegelt. Allerdings weiß niemand, wie lange das so bleibt. Denn die Kriege in Syrien und in anderen Ländern gehen weiter, die Menschen dort leben in Angst und Schrecken und rennen um ihr Leben. Das darf uns nicht egal sein.

© SZ vom 21.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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