Kirchbergers Woche:Die Sehnsucht nach Klarheit

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Manchmal reden Politiker ziemlich geschwollen daher

Von Johann Kirchberger

Wenn hochrangige Politiker in den Landkreis kommen, müssen sie sich unweigerlich lautstark protestierenden Startbahngegnern stellen. Das ist gut so. Ob es dazu auch Trillerpfeifen bedarf, sei dahingestellt. So oder so zeigten sich zuletzt aber weder Seehofer, Söder oder Aigner von den Protesten sonderlich beeindruckt. Sie wissen, was sie im Landkreis Freising erwartet und haben sich stereotype Antworten zu Recht gelegt. Das endgültige Urteil des Bundesverwaltungsgerichts soll abgewartet werden, "dann reden wir miteinander", dann folge eine "politische Entscheidung ohne juristische Tricks", dann beginne ein "Abwägungsprozess". Wie der ausgehen wird, ahnt man. Die Staatsregierung wird weiter auf dem Bau der Startbahn bestehen und alles versuchen, um die Stadt München auf ihre Seite zu ziehen. Daran wird auch die Resolution der Schutzgemeinschaft nicht viel ändern, in der Entscheidungsträger noch einmal auf den fehlenden Bedarf hingewiesen werden. Ob es einer dritten Startbahn wirklich bedarf, ist diesen Entscheidungsträgern nämlich völlig egal. Sie wollen, was die Staatsregierung will. Und die will Wachstum um jeden Preis. Der Flughafen muss größer, muss ein Weltflughafen werden. Muss das Prestige Bayerns und Münchens stärken. Muss ein Leuchtturmprojekt werden. Dafür reichen zwei Bahnen nicht, damit kann man nicht protzen.

Leuchten will auch die Stadt Freising. Deshalb wurden jetzt Lichtingenieure engagiert und ein Lichtforum abgehalten. Dabei traten erstaunliche Erkenntnisse zu Tage. "Licht ist ein weicher Standortfaktor im Wettstreit der Städte", hat OB Eschenbacher gesagt. Die "Sehnsucht nach Licht ist groß", hat Stadtplanerin Rube ermittelt. Und Lichtingenieur Matthias ging mit "Lichtaugen" durch Freising und stellte fest, dass nicht angestrahlte Häuser "im Schwarz der Nacht verschwinden". Aha. Deshalb will er "Landmarken" setzen, "Blickachsen" schaffen und "tote Punkte am Ende öffentlicher Räume" vermeiden. Dass es interessant sein mag, in stockfinsterer Nacht einzelne Gebäude zu beleuchten, die prägend für die Stadt sind, mag ja unbestritten sein. Aber warum müssen sich Planer und leider auch Kommunalpolitiker immer so geschwollen ausdrücken?

Nicht alles was Spaß macht, wird von Behörden auch geduldet. So will die Stadtverwaltung jetzt auf Drängen des Landratsamts, das irgendwo ein zwölf Jahre altes Schreiben eines Ministeriums gefunden hat, Flohmärkte an Sonn- und Feiertagen nicht mehr genehmigen, sofern es sich dabei um eine gewerbliche Veranstaltung handelt. Und um so eine handelt es sich angeblich, wenn der Veranstalter Standgebühren verlangt, die mehr als die Platzmiete einbringen. Offenbar stört die Sonn- und Feiertagsruhe, wer mit seiner Arbeit etwas verdient. Ja so was. Warum werden dann eigentlich Dulten, Weihnachtsmärkte, ja sogar ein Ski-Event genehmigt? Werden damit keine gewerblichen Interessen verfolgt? Wenn es so wichtig ist, dass es an Sonn- und Feiertagen in einer Stadt dodelt, um einen schönen bayerischen Begriff zu verwenden, müssten in der Konsequenz an Sonn- und Feiertagen nicht nur Flohmärkte verboten werden, dann müssten auch Biergärten geschlossen werden. Vielleicht sollte man aber auch Ministerialbeamten einfach mal verbieten, sich Dummheiten auszudenken. Dann wäre endlich Ruhe.

© SZ vom 30.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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