Kirchbergers Woche:Die Angst vor dem Feuer

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Ob Feuerwehrhäuser oder Brandschutz in Schulen: Bei manchen Themen steht Sparen nicht zur Debatte

Eine Kolumne von Johann Kirchberger

Es wächst zusammen, was zusammen gehört. Ja, manchmal. Aber nicht immer. So ruckelte es etwas, als bei der Gemeindegebietsreform in den 70er Jahren die Stadt Freising in den Landkreis eingegliedert wurde, dafür klappte die Aufnahme von Fahrenzhausen aus dem Landkreis Dachau sowie von Au und Rudelzhausen aus dem früheren Landkreis Mainburg fast reibungslos. Schwieriger war es zunächst im Süden. Hallbergmoos und Goldach bildeten zwar ein gemeinsames Straßendorf, aber Goldach gehörte dem Landkreis Erding an. Erst bei einer Bürgerbefragung im Jahre 1975 entschied sich die Mehrheit für eine Fusion und für den Landkreis Freising, aber nur weil mehr Hallberger als Goldacher abstimmten. Die nämlich wären lieber bei Erding geblieben. 1978 entschied die Regierung von Oberbayern, Goldach und Hallbergmoos zu fusionieren und als Großgemeinde dem Landkreis Freising zuzuschlagen.

So groß allerdings war die Gemeinde seinerzeit gar nicht. Rund 3000 Einwohner zählte man. Der Aufschwung kam erst mit dem Bau des Flughafens. Ein großes Gewerbegebiet brachte Geld in die Kasse, die Zahl der Einwohner beläuft sich mittlerweile auf über 11 000. Die meisten Vereine und Parteien der beiden Orte fusionierten ebenfalls, es wurde ein neues Rathaus gebaut und eine neue Schule. Nur die Feuerwehren, die wuchsen nicht zusammen. Noch immer gibt es die Feuerwehr Hallbergmoos und die Feuerwehr Goldach, die eine hat 60, die andere 50 Aktive und jede hat ihr eigenes Feuerwehrhaus.

Nun aber hat es sich ergeben, dass beide Feuerwehrhäuser neu gebaut werden müssen oder sollen. Zu alt, zu klein, zu viele Mängel in puncto Sicherheit und Gesundheitsschutz, heißt es. Die geschätzten Kosten für beide Häuser belaufen sich derzeit, je nachdem ob man auch Bedienstetenwohnungen und einen gläsernen Oldtimerunterstand baut, auf 18 bis 28 Millionen Euro. Auch für eine recht betuchte Gemeinde ist das keine Kleinigkeit. Ob es überhaupt zwei Feuerwehrhäuser braucht? Ja, sagen die Feuerwehrler aus Goldach und Hallbergmoos, weil man sonst die Rettungsfristen nicht einhalten kann. Einige Ortsteile von Goldach könnten nicht in zehn Minuten erreicht werden, wenn man nur ein Feuerwehrhaus habe.

Das muss man jetzt wohl so stehen lassen und die Gemeinderäte werden dem Bau von zwei neuen Feuerwehrhäusern wohl zustimmen, noch nicht gleich, aber bald. Denn mit den Feuerwehren darf man es sich nicht verscherzen und niemand will im Ernstfall dafür verantwortlich gemacht werden, nicht alles für die Feuerwehr und den Brandschutz getan zu haben.

Apropos Brandschutz. Als sich neulich der Schulausschuss des Kreistags mit der Sanierung der Realschule befasste und herauskam, dass von den geschätzten Kosten in Höhe von 18,3 Millionen Euro 50 Prozent für Brandschutzmaßnahmen ausgegeben werden sollen, da rief das doch den Unmut einiger Kreisräte hervor. Erschreckend sei das, hieß es, viel zu viel, der Brandschutz sei ein Fass ohne Boden. Seit Jahren habe man nichts davon gehört, dass beim Brand einer Schule Menschen umgekommen seien, wurde argumentiert. Das mag alles sein, am Ende aber wurde dem Projekt doch zugestimmt. Die Angst des Kreisrats vor dem Feuer. Wer beim Brandschutz den Geldbeutel nicht öffnet, handelt verantwortungslos, heißt es, und wer will schon verantwortungslos sein.

© SZ vom 20.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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